Der Rheinländer Sebastian Vollmer hat als erster deutscher Footballer eine der begehrtesten Sport-Trophäen der Welt gewonnen. Bei den New England Patriots wird der 145-Kilo-Koloss äußerst hoch geschätzt.

Hamburg/Unterföhring/Glendale. Sebastian Vollmer hat Geschichte geschrieben: Der 30 Jahre alte Rheinländer hat durch den 28:24-Sieg seiner New England Patriots über die Seattle Seahawks im Super Bowl als erster deutscher Footballer eine der bedeutendsten Sport-Trophäen der Welt gewonnen.

„Es ist der Olymp unseres Sports. Natürlich ist es ein Wahnsinnsgefühl, das zu gewinnen“, sagte ein sichtlich ergriffener Vollmer nach dem Spiel bei „Sky“: „Es war ein super Spiel, mir fehlen die Worte. So richtig hat das bei uns noch keiner realisiert“, meinte Vollmer in der Umkleidekabine.

„Glückwunsch an die Patriots. Einer der besten Super Bowls, den ich gesehen habe“, twitterte Vollmer-Freund Dirk Nowitzki. Der Basketball-Star darf sich nun auch über die Erweiterung des Kreises deutscher Sportler freuen, die den Titel in den vier großen US-Profiligen holten. Neben eben Nowitzki (2011 NBA-Champion mit den Dallas Mavericks) waren bislang auch die Eishockey-Profis Uwe Krupp (Colorado Avalanche/1996) und Dennis Seidenberg (Boston Bruins/2011) in der NHL erfolgreich. Einzig in der Major League Baseball (MLB) wartet Deutschland noch auf eine Titel-Teilhabe.

Rückschlag nach Knie-OP

Der Weg zum Triumph war für Vollmer äußerst schmerzhaft. Der knochenharte Job als Right Tackle in der NFL hatte den 30-Jährigen vor dem großen Finale schon mehrfach ausgebremst. Vor knapp zwei Jahren musste er sich einer Knie-Operation unterziehen, der untere Rücken bereitet ihm seit College-Zeiten Probleme, in der vergangenen Saison fehlte er lange Zeit mit einem Beinbruch.

Immer wieder kämpfte sich der 145-Kilo-Koloss zurück. Seit insgesamt sechs Jahren agiert Vollmer als Bodyguard für seinen Quarterback Tom Brady – und hat so maßgeblichen Anteil am Erfolg des Teams aus Massachusetts. „Er ist beständig, zäh, athletisch und einer der kräftigsten Kerle, die ich je gesehen habe“, schwärmte der Spielmacher einmal von den Fähigkeiten Vollmers. Als wichtigster Teil der Offensive Line muss dieser die gegnerische Verteidigung vom Quarterback fernhalten, ihm die nötige Zeit für Würfe ermöglichen und beim Lauf die Räume freiblocken.

Im März 2013 hatte Vollmer einen neuen Vierjahresvertrag mit einem Maximal-Volumen von 27 Millionen US-Dollar unterschrieben, garantiert sind davon 8,25 Millionen. Bei allem Erfolg wird der gläubige Katholik als bodenständiger Charakter gelobt. „Er ist ein großartiger Teamkollege, sehr beliebt bei den anderen Mitgliedern der Mannschaft wegen seiner Arbeitseinstellung“, sagte Trainer Bill Belichick über ihn. „Er ist sehr smart. Er ist nicht nur intelligent, sondern versteht auch Football-Konzepte sehr schnell.“

Vollmer hofft auf Effekt in Deutschland

Dass Vollmer es versteht zu feiern, darf ebenso getrost angenommen werden. „Der Eigentümer unseres Vereins schmeißt jetzt noch eine Party im Hotel. Da werden wir es uns sicher gut gehen lassen“, kündigte Vollmer nach dem Triumph von Phoenix eine lange Nacht an.

Was sein Triumph in Deutschland bewirkt, kann der Kaarster nicht einschätzen: „Als Sportler ist es der Wahnsinn für mich. Was es für den deutschen Football-Fan bedeutet, das weiß ich nicht“, sagte er bei „Sky“: „Wenn jetzt jemand mit Football anfängt, dann wäre das super.“