Hamburger Boxer verliert in Nowosibirsk WM-Finale gegen den Russen Zakarjan

Hamburg. Die große Chance war gerade erst vertan, da blickten sie im Lager von Artem Harutyunyan schon wieder nach vorn. „Es gibt noch ein bisschen was zu optimieren, aber dann klappt es mit Rio“, sagte Assistenzcoach Artur Grigorian und fasste damit zusammen, was alle dachten. Das Ticket für die Olympischen Sommerspiele 2016 in Brasilien, das Harutyunyan als erster Hamburger Athlet hätte buchen können, muss zwar noch etwas warten. Dennoch durfte der 25 Jahre alte Halbweltergewichtsboxer mit seiner ersten Saison in der neuen Profiserie des olympischen Boxweltverbands Aiba durchaus zufrieden sein.

Im Finale der Klasse bis 64 Kilogramm hatte der gebürtige Armenier, der 1991 nach Hamburg kam, seit 2010 am Olympiastützpunkt Schwerin lebt und trainiert, aber noch immer für den TH Eilbeck startet, am Sonnabend im westsibirischen Nowosibirsk über acht Runden nach Punkten verloren. Alle drei Punktrichter sahen Lokalmatador Armen Zakarjan, der sich damit den Aiba-Pro-Boxing-Weltmeistertitel sicherte, mit 78:74 vorn.

„Es war ein sehr enger Kampf. In Deutschland hätte Artem gewonnen“, sagte Cheftrainer Michael Timm. Bundestrainer Harry Kappell, der ebenfalls mitgereist war, sagte: „Der russische Trainer hat mir bestätigt, dass man jede Runde auch anders herum hätte werten können. Deshalb darf Artem mit seiner Leistung zufrieden sein.“

Dass er das nicht vollumfänglich war, spricht für den Athleten, der in Russland viele Autogramme schreiben musste und sich einen ordentlichen Namen gemacht haben dürfte. „Natürlich wäre es schön gewesen, so früh die Qualifikation für Olympia zu schaffen. Aber ich werde jetzt hart weiterarbeiten“, sagte er. Manager Raiko Morales, der den früheren Leichtgewichtsweltmeister Grigorian als Dolmetscher und moralischen Unterstützer mitgenommen hatte, sagte: „Die Luft in der Weltspitze ist dünn, aber Artem hat sich sehr gut verkauft. Mit dieser Leistung, da bin ich mir sicher, wird er es nach Rio schaffen. Seine Zeit kommt noch.“

Harutyunyan hat in der nächsten Saison in der Aiba-Profiserie erneut die Chance, die Qualifikation zu schaffen. Zunächst jedoch freute sich das gesamte Team auf die Rückkehr in die „warme“ Heimat. Angesichts von bis zu minus 30 Grad Celsius in Nowosibirsk war diese Freude nachzuvollziehen.