Deutsche Handballer erreichen nach einem 30:27-Sieg über Slowenien die Qualifikation

Doha. Mit der Olympiachance für Rio 2016 im Gepäck war die Hochstimmung ins deutsche Handball-Lager zurückgekehrt. Die Spieler scherzten nach ihrem letzten WM-Spiel in Katar auf dem Weg aus der Halle, die Funktionäre zogen nach Platz sieben zufrieden Bilanz. „Jetzt darf die Mannschaft sich feiern lassen für die Wiederauferstehung des deutschen Handballs“, sagte Verbandsvizepräsident Bob Hanning von den Füchsen Berlin.

Bundestrainer Dagur Sigurdsson lobte mit glänzenden Augen den famosen Auftritt seiner Mannschaft. „Wir können stolz sein. Ich finde, wenn man draufguckt, welche Teams hinter uns sind, dass wir sechs Siege, ein Unentschieden und nur zwei Niederlagen haben, ist das ein super Turnier“, sagte der Isländer und wagte auch gleich einen Ausblick in die Zukunft: „In den nächsten zwei, drei Jahren können wir uns um zehn, fünfzehn Prozent steigern. Es ist viel, viel drin im deutschen Handball. Da bin ich optimistisch.“

Nach einem Kraftakt am Vorabend stiegen die deutschen Handballer am Sonntagmorgen in ihren Flieger Richtung Heimat. Müde und ausgelaugt, aber auch stolz und zufrieden blickten Uwe Gensheimer und seine Kollegen auf ihr persönliches Turnierfinale mit dem 30:27 (16:14)-Sieg gegen Slowenien zurück. Der sechste Erfolg im neunten Spiel binnen 18 Tagen sicherte ihnen Platz sieben und die ersehnte Teilnahme an einem der drei Olympia-Qualifikations-Turniere (8. bis 10. April 2016).

„Es hat heute riesen Spaß gemacht, gegen schwerwiegende Voraussetzungen mit dem hohen Kraftverlust über das gesamte Turnier hinweg das hier noch mal zu wuppen. Das war ein super Gefühl“, sagte der Linksaußen. Mit 13 Treffern gegen Slowenien und 54 Turniertreffern war der 28 Jahre alte Mannheimer bester deutscher Torschütze. Vor allem angesichts der Tatsache, dass die deutsche Mannschaft sportlich nicht für die WM qualifiziert war, wertete Gensheimer den siebten Platz als Genugtuung: „Man muss bedenken, dass wir nur mit einer Wildcard hergekommen sind. Wir haben es allen gezeigt, dass wir zurecht bei der Weltmeisterschaft dabei waren.“

Mit dieser Einschätzung lag der Kapitän auf einer Linie mit der Führung des Deutschen Handballbundes (DHB). „Wir sind in der Weltspitze wieder angekommen. Das haben wir bestätigt. Der Weg nach ganz, ganz oben ist aber noch weit“, sagte Vizepräsident Hanning. Für seinen Chef Bernhard Bauer war die Mannschaft der Star. „Ich ziehe meinen Hut ganz tief vor der Mannschaft und dem Trainerteam. Unsere Stärke war die Mannschaftsleistung. Sie hat begeisternden Handball gespielt“, sagte der DHB-Präsident.

Ebenso wichtig aber war ihm, dass nach dem verpassen der Olympischen Spiele 2012, der EM 2014 und dem sportlichen Aus für die WM in Katar die Wildcard gerechtfertigt wurde. „Wir sind Nachrücker gewesen. Wir haben immer gesagt, wir haben eine Bringschuld. Wir müssen dankbar sein und zeigen, dass wir zu den Besten der Welt gehören. Diese Bringschuld haben wir eingelöst. Wir haben den Abstand zur Weltspitze verkürzt“, sagte Bauer.

Das glaubt auch Heiner Brand, der Weltmeister-Trainer von 2007: „Der Blick in die Zukunft kann sehr gut sein, wenn wir den Stamm aus dieser Mannschaft nehmen. Die Perspektive ist da, dass wir uns auf längere Sicht wieder oben etablieren können.“

Noch vor dem Abflug aus dem Wüsten-Emirat blickten auch die Spieler bereits in die Zukunft. „In der Mannschaft steckt ganz viel Perspektive, wenn man auch auf die Altersstruktur schaut. Ich glaube, wir können noch ein paar Jahre so zusammenspielen“, sagte Rechtsaußen Patrick Groetzki, der mit seinen 25 Jahren knapp unter dem Teamdurchschnitt von 26,7 Jahren liegt. Nun peilen er und seine Mitspieler die Olympischen Spiele in Rio im kommenden Jahr an und wollen dort auf ähnliche Weise für Furore sorgen. „Olympia ist für jeden Einzelnen von uns ein riesengroßer Traum“, sagte der Mannheimer Groetzki. „Diese Chance sich jetzt bewahrt zu haben, das ist eine tolle Sache.“

Frankreich besiegt im WM-Finale Gastgeber Katar mit 25:22

Weltmeister wurde zum fünften Mal Frankreich. Der Olympiasieger von 2012 und Europameister von 2014 gewann vor 15.300 Zuschauern in der ausverkauften Lusail Multipurpose Hall das Finale gegen Gastgeber Katar mit 25:22 (14:11). Der ehemalige Kieler Nikola Karabatic (jetzt FC Barcelona) war mit fünf Treffern bester Werfer der Franzosen, der ehemalige HSV-Profi Zarko Markovic mit sieben Toren bester Schütze des Asienmeisters.

WM-Dritter wurde der deutsche Gruppengegner Polen, der Titelverteidiger Spanien 29:28 (24:24, 13:13) nach Verlängerung besiegte.