An dem Gummersbacher Torhüter bissen sich die ägyptischen Spieler die Zähne aus. Beim deutschen 23:16-Sieg parierte der 34-Jährige mehr als die Hälfte aller gegnerischen Würfe. Im Viertelfinale wartet Katar.

Doha. Auf der Tribüne stand Alt-Bundestrainer Heiner Brand, 62, und applaudierte Carsten Lichtlein minutenlang: „Jedes gute Spiel von ihm freut mich. Er musste sich in der Vergangenheit so oft hinten anstellen.“ Mit einer Weltklasseleistung hatte Lichtlein den deutschen Handballern den Weg ins Viertelfinale der WM in Katar geebnet. Beim 23:16 (12:8)-Sieg im Achtelfinale gegen Ägypten parierte der 34-Jährige mehr als die Hälfte aller gegnerischen Würfe und wurde als „Man of the Match“ ausgezeichnet. „Es gibt solche Spiele, in denen alles klappt. Das war auf jeden Fall ein Spiel in den Top fünf von mir“, sagte Lichtlein.

Während der Gummersbacher zwischen den Pfosten glänzte, war der Mannheimer Linksaußen Uwe Gensheimer mit sechs Toren bester Werfer. „Es war ein echtes Lichtlein-Spiel. Er hat eine fantastische Leistung gebracht“, adelte Bernhard Bauer, 64, den Keeper nach der Partie vor 10.000 Zuschauern. Der Präsident des Deutschen Handball Bundes (DHB) muss es wissen. Er war selbst ein guter Torhüter. „Unsere Abwehr und die Torhüterleistung waren sehr, sehr stark. Carsten ist in der Lage, solche Dinger zu machen“, sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson: „Aber alle haben diese Coolness gezeigt – von Anfang an.“

„Viertelfinale, Viertelfinale“, sang Lichtlein, als er durch die Hallengänge marschierte. Nach dem fünften Sieg im sechsten Spiel ist die deutsche Nationalmannschaft nur noch einen Erfolg von der Medaillenrunde entfernt. Auf dem Weg dorthin trifft der WM-Nachrücker am Mittwoch auf Gastgeber Katar (16.30 Uhr, Sky live) mit dem ehemaligen HSV-Profi Zarko Markovic. Der Asienmeister, bei dem nur vier gebürtige Kataris im 16er-Kader stehen, hatte im Achtelfinale Österreich ausgeschaltet. „Auf Katar werden wir uns genauso akribisch vorbereiten wie auf Ägypten“, kündigte Lichtlein an, der mit stoischer Ruhe reihenweise die Bälle parierte.

Auf dem Spiel stand für die deutschen Handballer auch eine gute Ausgangsposition für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Die ersten sieben der WM nehmen an Qualifikationsturnieren teil, der Weltmeister ist direkt dabei. Bei einer Niederlage wäre das Turnier für die Deutschen beendet gewesen. „Es war ein gutes Spiel, und wir freuen uns riesig, aber wir müssen weitermachen“, meinte Kapitän Gensheimer. „Der Sieg beim WM-Auftakt gegen Polen (29:26) war der Kickstart für das Turnier. Wir hatten schwierige Spiele und Situationen zu überstehen, das schweißt zusammen. Wir haben es geschafft, unsere Leistung immer auf die Platte zu bringen. Gegen Katar wird es am Mittwoch eine ganz andere Nummer. Das wird noch mal ein Auswärtsspiel.“

Die deutsche Mannschaft startete hochkonzentriert. Gegen die vor allem wegen ihrer Härte gefürchteten Ägypter erspielte sie sich schnell einen 4:1-Vorsprung (9.), den jeweils der agile Mannheimer Rechtsaußen Patrick Groetzki auf 7:3 (15.) und 9:4 (19.) hochschraubte. Zu Beginn der zweiten 30 Minuten demonstrierte das deutsche Team dann sein ganzes Selbstbewusstsein. Binnen sieben Minuten zog es auf 17:8 (37.) davon. Das war die frühe Entscheidung. „Im Angriff und in der Abwehr haben wir immer Lösungen gefunden. Dazu hatten wir eine sehr gute Torwartleistung. Deutschland ist zurück in der Weltspitze. Ich freue mich auf die nächsten Spiele“, meinte Sky-Experte Henning Fritz, 40, der Weltmeister-Torhüter von 2007.

Tore, Deutschland: Gensheimer 6 (3 Siebenmeter), Groetzki (beide Rhein-Neckar Löwen) 5, Strobel (Balingen) 3, Weinhold 3, Wiencek (beide Kiel) 2, Drux (Berlin) 1, Kraus (Göppingen) 1, Sellin (Melsungen) 1, Schöngarth (N-Lübbecke) 1; Ägypten: Elahmar 4 (1), Issa 4 (1), Mohamed 3, Hashem 2, Amer 1, Abou Ebaid 1, Elderaa 1. Schiedsrichter: Novotny/Horacek (Tschechien). Zeitstrafen: 7; 5.