Bundesliga-Volleyballerinnen verderben Comeback von Cheftrainer Dirk Sauermann

Hamburg. Auch wenn Siege und vor allem Niederlagen im Sport oftmals eine höhere Anteilnahme erzeugen als menschliche Schicksale, soll das Ergebnis der wichtigen Bundesligapartie zwischen dem Volleyballteam Aurubis und den Roten Raben Vilsbiburg nicht im Mittelpunkt dieses Berichts stehen. Viel wichtiger war, dass an der Seitenlinie ein Mann seiner Arbeit nachging, dessen Gesundheitszustand über Wochen hatte bezweifeln lassen, dass er überhaupt je wieder als Trainer in der Bundesliga würde wirken können.

Doch Dirk Sauermann, seit Sommer 2014 Chefcoach der Hamburger Volleyballfrauen, machte in seinem ersten Einsatz seit seiner Krankschreibung am 8. Dezember einen so vitalen Eindruck, dass die leblose Vorstellung seiner Mannschaft bei der 0:3 (23:25, 17:25, 20:25)-Niederlage neben seinem Comeback etwas verblasste. „Ich fühle mich wieder zu 100 Prozent gesund, sonst wäre ich nicht hier“, sagte der 39-Jährige, der die Art seiner Erkrankung weiter nicht offenbaren möchte, „meine Ärzte haben mir gesagt, dass ich allen Belastungen eines Bundesligatrainers wieder standhalten kann.“

Am Sonnabendabend waren das vor 1305 Besuchern in der CU-Arena allerdings mehr, als Sauermann sich für seinen Einstand gewünscht hatte. Konzeptlos, kraftlos, mutlos – so hatten sich seine Spielerinnen über weite Teile der 74 Spielminuten präsentiert. Im ersten Satz konnte man auf Augenhöhe mit den erstaunlich schlecht in die Saison gestarteten, aber mit nun vier Siegen in Serie aus dem Abstiegskampf entkommenen Gästen aus Bayern mithalten. Aber spätestens, als im zweiten Satz eine 10:6-Führung zu einem 17:25-Satzverlust verkam, war klar, dass es nichts zu holen geben würde in einem Spiel, das alle Beteiligten vorher als besonders wichtig hervorgehoben hatten. Mit einem Sieg wäre man aller Abstiegssorgen ledig gewesen. Nun beginnt, auch weil Konkurrent Köpenick 3:1 gegen Wiesbaden siegte, das Zittern von Neuem.

Warum die Mannschaft, die mit vier Saisonsiegen durchaus eine Entwicklung gegenüber der sieglosen Katastrophensaison 2013/14 vorweisen kann, einen derart erschreckenden Rückfall erlitt, versuchte Sauermann vorsichtig in Worte zu kleiden. Es läge ihm fern, die Arbeit seines Co-Trainers Slawa Schmidt zu kritisieren, der ihn in seiner Abwesenheit „mit unglaublichem Einsatz großartig vertreten“ habe. „Aber es ist klar, dass Slawa, der einen Acht-Stunden-Hauptberuf hat, nicht die Arbeit schaffen konnte, die wir sonst gemeinsam machen“, sagte er.

Tatsächlich wirkt die Mannschaft athletisch nicht austrainiert, was sich in ungewohnten Konzentrationsschwächen in Abwehr und Annahme manifestierte. Der zu schwach besetzte Angriff ist seit Saisonbeginn als Problemzone bekannt. Wieder einmal war Mittelblockerin Lucy Charuk mit 13 Zählern beste Punktesammlerin. Dennoch warnte Sauermann davor, alles so schwarzzumalen, wie der Tag gegen die Raben gewesen war. „Das Saisonziel ist Platz sieben bis zehn. Dort stehen wir, und wir werden alles dafür tun, dort auch am Hauptrundenende zu stehen.“