UHC-Hockeyspielerin hat ihren Platz im Nationalteam verloren

Hamburg. Am härtesten ist es, wenn ihr Freund und ihre Mitbewohnerin die Taschen packen, um mit den Nationalmannschaften auf Tour zu gehen. Das sind die Momente, in denen Jana Teschke das Gefühl hat, aufs Abstellgleis geschoben worden zu sein. Wenn sie zusehen muss, wie Kristina Hillmann, mit der sie in Winterhude lebt und für den Uhlenhorster HC Hockey spielt, sich auf Lehrgänge mit der deutschen Auswahl vorbereitet. Oder wie ihr Partner Moritz Polk, der beim Harvestehuder THC engagiert ist, den Länderspielen entgegenfiebert. „Ich freue mich riesig für die beiden, dass sie dabei sind. Aber natürlich wird mir dann bewusst, dass ich es momentan nicht bin, und das ist sehr hart“, sagt sie.

Nach ihrem Kreuzbandriss, den Jana Teschke im März 2010 beim A-Kader-Lehrgang im argentinischen Rosario erlitten hatte, kannte ihre Nationalmannschaftskarriere nur eine Richtung: steil bergauf. Sie spielte die EM 2011, war bei Olympia 2012 in London dabei, wurde 2013 Europameisterin und im vergangenen Jahr WM-Achte in den Niederlanden. Doch irgendwo auf dem Weg zwischen der WM und der Champions Trophy in Argentinien Anfang Dezember verlor die Mittelfeldspielerin ihren Stammplatz im Team von Jamilon Mülders.

Der Bundestrainer hatte seine Auswahl nach der enttäuschenden WM umgebaut, eine Reihe jüngerer Spielerinnen nominiert, die die 24-Jährige ihres Alleinstellungsmerkmals, der Schnelligkeit und athletischen Stärke, beraubten. Ihre Reaktion auf die gewachsene Konkurrenz gefiel Mülders nicht. Seitdem zählt Teschke zwar noch zum A-Kader, wurde aber nicht mehr nominiert, weder für die Champions Trophy noch für die Hallen-WM, die vom 4. bis 8. Februar in Leipzig ausgespielt wird.

„Jami fährt derzeit eine harte Linie, damit sich niemand als gesetzt fühlt. Ich habe meine Ausbootung zu akzeptieren. Ich habe sie als Warnsignal verstanden und trainiere seitdem noch härter als vorher“, sagt die Lehramtsstudentin (Englisch und Sport), die gesteht, dass die Situation mehr an ihrer Psyche nagt, als es gut wäre, zumal sie mit ihrem Gesicht derzeit die Olympiakampagne der Techniker Krankenkasse ziert. „Es fällt mir schwer zu realisieren, dass ich eine Durststrecke durchmache, weil meine Karriere bislang so positiv verlaufen ist. Aber ich habe große Lust auf Hockey und will 2016 bei Olympia eine gute Rolle spielen, deshalb lautet mein Motto: Jetzt erst recht!“

Und es ist ja auch beileibe nicht so, dass derzeit alles im Sport, was sie anfasst, schlecht liefe. Daran, dass die UHC-Damen sich als Nordmeister unbesiegt fürs Viertelfinale um die deutsche Hallenmeisterschaft qualifizieren konnten, indem sie an diesem Sonnabend (14 Uhr, Wesselblek) den Südzweiten Münchner SC empfangen, hat die Spielgestalterin erheblichen Anteil. Die intensive Zeit mit der jungen Mannschaft, die sie in Abwesenheit der Nationalspielerinnen im Dezember als Führungspersönlichkeit anleiten konnte, hat sie sehr genossen. „Wir haben so viel Spielfreude entwickelt, die Jungen haben sich so großartig in ihre Verantwortung reingebissen, dass ich mich unheimlich wohl gefühlt habe“, sagt sie.

Und auch nach der Rückkehr der Auswahlspielerinnen, die nach der Weihnachtspause in den Kader zurückdrängten, habe sich das Klima nicht verschlechtert – vor allem, weil jede ihre Rolle akzeptiere. „Wir brennen alle total auf das Spiel gegen München und darauf, den Titel zu verteidigen“, sagt Jana Teschke. Natürlich wäre ein Triumph bei der Endrunde in Berlin am 1. Februar ein dickes Trostpflaster. Aber ihre Wunden werden erst verheilen, wenn der Bundestrainer sie für den Zentrallehrgang im spanischen Valencia nominiert, der am 21. Februar startet. Dann könnte sie zeigen, dass sie lernfähig ist und bereit, alles zu geben auf dem Weg nach Rio de Janeiro.