Deutsche Mannschaft besiegt bei der WM in Katar Argentinien 28:23. Torhüter Lichtlein überragend

Doha. Wie bei einer Polonaise marschierten die deutschen Handballer zu ihren jubelnden Fans, klatschten sich mit den Anhängern ab. Grund zum Feiern bestand. Die Mannschaft hatte sich bei der WM in Katar gerade mit einem umkämpften 28:23 (13:14)-Sieg gegen Argentinien ungeschlagen ins Achtelfinale geworfen. „Jetzt können wir ein bisschen träumen“, meinte der ehemalige Bundestrainer Heiner Brand.

Beim siebten Treffer von Patrick Groetzki zum Endstand hatte Bundestrainer Dagur Sigurdsson siegesgewiss die Hand zur Faust geballt, nachdem sein Team zuvor vor rund 3750 Zuschauern in der Lusail Multipurpose Hall durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen war. „Es kann sein, dass sich der größere Wille durchgesetzt hat, auch die größere Routine und ein bisschen mehr Erfahrung bei den Spielern. Unsere Jungs spielen in der Bundesliga, und da sind die Spiele oft sehr eng“, sagte der Isländer.

Mit einem Erfolg im abschließenden Vorrundenspiel am Sonnabend (17 Uhr, Sky live) gegen den punktlosen Gruppenletzten Saudi-Arabien würde der WM-Nachrücker als Sieger der Gruppe D in die K.-o.-Runde der Weltmeisterschaft einziehen. „Ich muss den Hut ziehen vor den Jungs. Es war ein richtig hartes Stück Arbeit, körperlich, aber auch für den Kopf. Wir haben phasenweise richtig gut gespielt und liefern hier ein Superturnier“, sagte Sigurdsson. Mögliche Gegner am Montag in der Runde der letzten 16 sind Island oder Tschechien.

Bis in die Schlussphase hielten die Argentinier dank ihrer unangenehmen Spielweise dagegen. „Wichtig war, den Kopf nicht zu verlieren in so einem kleinen Krieg und nicht die Frustration, jede Entscheidung, jede Aktion war eigentlich mit Frustration verbunden, durchkommen zu lassen“, meinte der Bundestrainer. „Das war ein sehr hartes Spiel. Es wurden viele Zweiminutenstrafen geschunden“, berichtete der Göppinger Spielmacher Michael Kraus. „Mit so einem souveränen Auftreten der Mannschaft hätte ich nicht gerechnet, auch nicht mit der Leistung einiger Spieler“, lobte später Brand das Team.

Bernhard Bauer nahm nach dem Arbeitssieg das nächste Ziel ins Visier. „Es wäre gelogen, jetzt nicht vom Gruppensieg zu sprechen“, sagte der Verbandspräsident und zollte dem überragenden Torhüter Carsten Lichtlein ein großes Lob: „Er hat uns absolut im Spiel gehalten.“ Dem Gummersbacher Schlussmann war der Rummel um seine Person fast schon ein bisschen peinlich. Es freue ihn natürlich, dass er gut gehalten habe, gab er zwar zu, doch Lichtlein betonte mit Nachdruck: „Das ist ein Erfolg des Teams.“ Da wird es den Torhüter gefreut haben, dass nicht er, sondern Rechtsaußen Groetzki zum Spieler der Begegnung gewählt wurde.

Lichtlein war besonders in der ersten Halbzeit der Schlüsselakteur. Ohne den Schlussmann hätte das unkonzentriert agierende deutsche Team zur Halbzeit höher als mit 13:14 zurückgelegen. Am Ende hatte Lichtlein 39 Prozent aller auf sein Tor abgegebenen Würfe, darunter zwei Siebenmeter, pariert. „Bei meiner Größe von zwei Metern kann ich einfach stehen bleiben und abwarten. Und wenn die Schützen dennoch eine Lücke finden, haben sie es auch verdient“, meinte der 34-Jährige. „Vor dem Start der WM hat uns das keiner zugetraut. Die Mannschaft spielt jetzt unbekümmert auf – und das macht dann diesen frischen Handball aus.“

Tore, Deutschland: Groetzki (Rhein-Neckar Löwen) 7, Wiencek (Kiel) 5, Strobel (Balingen) 5, Weinhold (Kiel) 3, Drux (Berlin) 3, Müller (Melsungen) 2, Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen) 2 (1 Siebenmeter), Kraus (Göppingen) 1. Argentinien: Fernandez F. 6 (2), Vieyra 5, Pizarro 5 (1), Simonet S. 3, Fernandez J. 2, Simonet D. 1, Querin 1. SR: Gatelis/Mazeika (Litauen). Zeitstrafen: 6; 6.