Bei den Australian Open feiert Tennisspielerin Carina Witthöft den größten Erfolg ihrer Karriere

Melbourne/Hamburg. Natürlich saß die ganze Familie in der Nacht zum Mittwoch vor dem Fernseher, jubelte und drückte die Daumen. Mitfiebern oder gar zittern aber mussten die Witthöfts in der fernen Heimat Hamburg nicht. So klar war der 6:3, 6:0-Erfolg von Tochter Carina in der zweiten Runde der Australian Open in Melbourne gegen die US-Amerikanerin Christina McHale ausgefallen. „Wir sind natürlich sehr stolz und erleichtert“, sagte Vater Kai Witthöft.

Die 19 Jahre alte Carina war „superglücklich“ und konnte ihren Erfolg „zunächst gar nicht glauben“. „Ich habe versucht, mein Spiel durchzuziehen vom ersten bis zum letzten Ball. Was natürlich manchmal nicht so einfach ist, wenn man anfängt, darüber nachzudenken“, sagte sie: „Ich habe versucht, das alles auszublenden.“ Für ihren Vater ist genau das nun das Erfolgsrezept. „Sie spielt in Melbourne volles Risiko“, hat er vor dem Fernseher festgestellt.

Schon beim glatten Zweisatzsieg im Auftaktmatch gegen die an 17 gesetzte Spanierin Carla Suárez Navarro war die 104. der Weltrangliste bärenstark. Als Belohnung dafür bekam sie von ihrem Management Karten für das Helene-Fischer-Konzert im Sommer.

„Früher hat sie diese Leistung auch schon gebracht, aber selten ein ganzes Match hindurch“, sagt Kai Witthöft, „oft schaltete sie in einen Fehlervermeidungsmodus um – und hat dann noch Spiele verloren, die sie nie hätte verlieren dürfen.“ Versuche mit diversen Trainern schlugen fehl, seit einem halben Jahr macht nun wieder Mutter Gaby die Grundlagenarbeit, Freund Philipp Lang betreut Carina in Melbourne als Coach. „Eine vertraute Person dabeizuhaben ist für mich sehr wichtig“, sagte Carina. Der Drittrundeneinzug bei einem Grand-Slam-Turnier könnte nun den endgültigen Durchbruch auf der WTA-Tour bedeuten. In der Weltrangliste wird sie unter den Top 100 notiert. Das bedeutet einen Startplatz bei den vier Grand-Slam-Turnieren und den meisten anderen Veranstaltungen auf der WTA-Tour. Rund 68.000 Euro Preisgeld hat sie auch schon sicher.

Am Freitag kann sie gegen die Rumänin Irina-Camelia Begu, die Angelique Kerber ausgeschaltet hatte, sogar das Achtelfinale erreichen. „Ich denke, wenn ich so spiele wie in den letzten Tagen, dann habe ich auf jeden Fall eine Chance“, meinte die Hamburgerin.

„Carina hat unbeschwert und mutig zwei perfekte Spiele gezeigt“, freute sich auch Bundestrainerin Barbara Rittner, die in der ersten Runde das Aus ihrer Spitzenspielerinnen Kerber, Sabine Lisicki und Andrea Petkovic mit ansehen musste: „Diese Niederlagen haben mich sehr betroffen gemacht. Deshalb freut mich Carinas Leistung ganz besonders.“ Für das Erstrundenmatch im Fed-Cup am 7. und 8. Februar in Stuttgart gegen Australien spielt die Hamburgerin dennoch keine Rolle in Rittners Überlegungen: „Das käme noch zu früh.“