Das 17 Jahre alte Hockeytalent Jesper Kamlade hat sich im Kader des Clubs an der Alster etabliert

Hamburg. Eine Antwort auf die Frage nach seiner Lieblingsposition kann Jesper Kamlade nicht geben. „Ich will einfach nur Hockey spielen“, sagt der 17-Jährige, und das tut er in seiner ersten Saison im Herrenhockey so gut, dass er sich in der laufenden Hallensaison im Starensemble des Clubs an der Alster als Stammkraft etabliert hat. Er erledigt als rechter Verteidiger seine Aufgaben ebenso gewissenhaft wie als Stürmer; 13 Saisontore sind clubintern der zweitbeste Wert, nur U23-Welthockeyspieler Christopher Rühr traf siebenmal öfter. Vor allem aber besticht der Newcomer mit seiner Handlungsschnelligkeit und dem rasanten Antritt, der, gepaart mit einer feinen Grundtechnik, besonders in der Halle zur Geltung kommt. „Jesper hat sich sehr gut entwickelt, er ist ein wichtiger Spieler für uns geworden“, lobt Joachim Mahn.

Dass der Cheftrainer sich derart lobend über ihn äußern würde, hatte Jesper Kamlade allenfalls zu träumen gewagt, als er im Sommer den Schritt aus der Alster-Jugend in den Herrenkader wagte. „In den ersten Wochen war ich total erschlagen von den Eindrücken. Mit Spielern wie Rühr, Alessio Ress oder Sebastian Biederlack zusammenspielen zu dürfen, das musste ich erst einmal realisieren“, sagt er. Ihm sei zugutegekommen, dass Mahn und Co-Trainer André Henning im Sommer einen großen Umbruch im Team einleiteten. „So kam ich nicht in eine gewachsene Gruppe, sondern konnte wie alle anderen meine Rolle finden. Außerdem hat mich die Mannschaft sehr gut aufgenommen, alle helfen mir viel“, sagt er.

Trotz aller Euphorie verhehlt der Zwölftklässler nicht, dass die vergangenen Monate sehr kraftraubend waren. Schließlich galt es nicht nur, den Sprung in den Herrenbereich zu schaffen. Um nicht wertvolle Lebenszeit mit Pendeln zu verbringen, zog Kamlade im Sommer aus Lüneburg, wo er als Fünfjähriger beim HC Lüneburg mit dem Hockey begonnen hatte, in das Internat der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg. Dort trainiert er montags bis freitags von 8 bis 10 Uhr im Rahmen des Ganztagsunterrichts mit Landestrainer Markku Slawyk. Der sagt: „Jesper hat im vergangenen halben Jahr einen riesigen Sprung gemacht. Er hat eine große Perspektive. Dadurch dass er lange in seinem Heimatverein gespielt hat, hat er sehr viel Verantwortungsbewusstsein aufgebaut, das ihm nun nützt.“

Und das er auch braucht. Neue Mannschaft, neue Schule, eigene Wohnung – möglicherweise war der dadurch entstandene Stress ein Grund für die schwere Viruserkrankung, die den U18-Nationalspieler über Weihnachten eine Woche ins Krankenhaus zwang. Erst nach zwei Wochen kompletter Ruhepause hatte sich sein Körper erholt. „Das war ein Warnsignal, das ich ernst nehme“, sagt er.

Im Verein lassen sie ihm alle Zeit, sich zu entwickeln. Die Tore des schüchtern wirkenden Allrounders, der schon in der Jugend lieber den Schläger sprechen ließ, anstatt Anweisungen über den Platz zu bellen, würden sie im Viertelfinale an diesem Sonnabend (16 Uhr) beim Südmeister Mannheimer HC dennoch gern nehmen. „Das wäre schon ein Traum, am 1. Februar in Berlin mein erstes Meisterschaftsfinale zu erleben“, sagt Jesper Kamlade. Aber mit dem Erfüllen von Träumen kennt er sich ja mittlerweile ganz passabel aus.