Der deutsche Golfprofi Martin Kaymer sah wie der sichere Sieger von Abu Dhabi aus, als er am Sonntag mit zehn Schlägen führte. Dann strauchelte der 30-Jährige und musste mit Platz drei zum Saisonstart vorlieb nehmen. Der Franzose Stal gewann.

Abu Dhabi. Martin Kaymer hat auf der Schlussrunde der Abu Dhabi Golf Championship einen Zehn-Schläge-Vorsprung verspielt und den vierten Sieg in dem Emirat verpasst. Der US-Open-Sieger aus Mettmann brauchte am Sonntag 75 Versuche und wurde mit insgesamt 271 (64+67+65+75) Schlägen nur Dritter. Den Siegerscheck von 379.798 Dollar holte sich der 22 Jahre alte Franzose Gary Stal mit zwei Schlägen Vorsprung, Kaymer erhält 142.652 Euro. Zweiter wurde der Weltranglistenerste Rory McIlroy aus Nordirland mit 270 Schlägen. Maximilian Kieffer (278: 70+71+68+69) aus Düsseldorf beendete das mit 2,7 Millionen Dollar dotierte Turnier der Europa-Tour auf dem geteilten 26. Rang.

Kaymer, der die Veranstaltung der Europa-Tour bereits 2008, 2010 und 2011 gewann, begann souverän mit drei Birdies auf den ersten vier Löchern und hatte auf einmal einen komfortablen Vorsprung von zehn Schlägen. Als Stal dann aber Birdie um Birdie spielte, leistete sich der Rheinländer an der neunten Bahn nach einem Schlag in einen Busch ein Doppelbogey. Weil der Weltranglisten-Zwölfte den Ball nicht aus dem Strauch spielen konnte, musste er ihn mit einem Strafschlag im Sand droppen. Und plötzlich war Stal nach zehn Löchern nur noch zwei Versuche entfernt.

Ähnliches passierte Kaymer an Loch 13, als er den Abschlag wieder verzog, aus der Bedrängnis einen Strafschlag nehmen musste und sich sogar ein Triple-Bogey (drei über Par) leistete. Erstmals in dem viertägigen Turnier gab er die Führung ab.

Drei Tage lang hatte der zweimalige Major-Gewinner Martin Kaymer die Konkurrenz beinahe nach Belieben dominiert und sich vor der Schlussrunde mit teilweise traumhaftem Golf einen Vorsprung von sechs Schlägen herausgearbeitet. Der Rheinländer hatte offenbar in der Vorbereitung alles richtig gemacht. „Die Pause hat mir gutgetan, ich habe komplett vom Golf abgeschaltet“, sagte Kaymer, der sich mit Privatunterricht auf Skiern ablenkte. „Locker und relaxed“ wie nie sei er, betonte Kaymer, „und ich habe viel mit meinem Caddie Craig Connelly gelacht.“

Kaymer wird nun analysieren müssen, warum er am Schlusstag einen dermaßen starken Einbruch erlebte. Die ersten Tage spielte er Ausnahme-Golf und schien nach seinem Weihnachtsurlaub bestens ausgeruht. Erstmals seit Jahren genehmigte er sich drei Wochen Auszeit. „Ich habe lange nach einem Ausgleichssport gesucht und ihn nun im Skifahren gefunden“, berichtete der 30-Jährige. Mit einer privaten Skilehrerin arbeitete er an seinem Schwung. „Ich habe zeitweise gar nicht an Golf gedacht“, sagte Kaymer, der sehr früh nach Abu Dhabi geflogen war, um sich auf den Platz einzustellen.

Für den zweiten Deutschen lohnte sich die Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate. Mit einer 69er Abschlussrunde bewies Kieffer seinen Aufwärtstrend. „Ich bin etwas gefrustet über mein Finish mit einem Bogey auf der 17, aber in einer Stunde werde ich mich freuen können“, sagte der 24-Jährige, der nach der mäßigen vergangenen Saison den Trainer gewechselt hat. An Loch 18 wartete er auf Kaymer – gratulieren konnte er ihm aber nicht.

Ausgeschieden waren zuvor die anderen beiden deutschen Spieler. Mit jeweils 146 Schlägen verfehlten der erst 17 Jahre alte Dominic Foos (Karlsruhe) und Moritz Lampert (St. Leon-Rot) den Cut um jeweils vier Schläge.

Mit Material von sid