Deutschland siegt zum Auftakt der Handball-WM in Katar gegen Polen – und das trotz drei verworfener Siebenmeter. Besonders Steffen Weinhold ging immer wieder voran und erzielte wichtige Tore.

Doha. Unter den Augen von Mario Götze, Thomas Müller und Manuel Neuer haben die deutschen Handballer einen perfekten Einstand in die WM in Katar gefeiert. Mit Kampfgeist und Spielfreude gewann die Auswahl des DHB am Freitag in Doha das packende Auftaktspiel gegen Polen mit 29:26 (17:13). Beim 28:25 in der 57. Minute klatschte Thomas Müller in der Loge seinen Bayern-Kollegen Sebastian Rode siegesgewiss ab. „Ich bin sehr froh. Die Jungs haben verdient gewonnen, super gekämpft“, lobte Bundestrainer Dagur Sigurdsson. „Es waren heute viele kleine Helden da.“

Vor rund 5500 Zuschauern in der Lusail Multipurpose Hall war Steffen Weinhold mit neun Treffern bester deutscher Werfer. „Wir sind als Teanm aufgetreten, jeder hat für den anderen gekämpft“, sagte der starke Torwart Carsten Lichtlein. „Auf den Start kann man aufbauen, ich hoffe, dass so weitergeht.“ Im zweiten Spiel trifft die deutsche Mannschaft am Sonntag (17 Uhr MEZ/Sky) an gleicher Stelle auf Russland. Das Team des ehemaligen Bundesliga-Spielers Oleg Kuleschow hatte im ersten Gruppenspiel Außenseiter Saudi-Arabien mit 27:17 (17:9) bezwungen.

Die deutsche Mannschaft startete in ihr WM-Abenteuer mit dem Selbstvertrauen von drei Siegen in vier Testspielen. Abgehakt waren die verlorenen Playoff-Partien im Sommer gegen die Polen, die eigentlich das WM-Aus bedeutet hatten. Erst eine Wildcard ermöglichte das neuerliche Aufeinandertreffen der beiden Final-Teams von der WM 2007, bei der Deutschland gewonnen hatte.

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Die Auswahl 2015 hat ein gänzlich neues Gesicht. Nur noch Torhüter Lichtlein und Spielmacher Michael Kraus sind aus dem Gold-Team von vor acht Jahren übrig geblieben. Stattdessen vertraut der Bundestrainer seit seinem Amtsantritt frischen, unverbrauchten Kräften wie dem ersten 19 Jahre alten Paul Drux, dem Kreisläufer Hendrik Pekeler oder dem Nettelstedter Jens Schöngarth.

Neuer, Müller und Götze verfolgten das Spiel in der Halle


„Die Polen sind stark. Mit ihrer Aggressivität werden sie versuchen, uns den Schneid abzukaufen“, hatte Kraus prognostiziert. Doch darauf ließ sich die DHB-Auswahl nicht ein. Beim 4:3 (5.) ging der WM-Fünfte von 2013 in diesem weitgehend ausgeglichenen Spiel erstmals in Führung. Vor allem beeindruckte im weiteren Spielverlauf die unerschrockene Spielweise der neu formierten deutschen Mannschaft. Angetrieben vom durchsetzungsstarken Weinhold ging sie beim 8:6 (11.) erstmals mit zwei Toren in Führung. „Das ist ein schöner Auftaktsieg. Das war wichtig, um Selbstvertrauen zu sammeln“, sagte der frühere Bundestrainer Heiner Brand.

Die Fußballer des FC Bayern München mit den Weltmeistern Neuer, Müller und Götze saßen im Halbdunkel in einer Loge und verfolgten das Spiel mit Interesse. Sie sahen, dass das Team um Kapitän Uwe Gensheimer variabel, kombinationssicher und selbstbewusst seine Angriffe ausspielte und die Polen ein ums andere Mal düpierte. Beim 15:11 (27.), das Pekeler per Konter in Unterzahl markierte, nahm Polens deutscher Trainer Michael Biegler bereits seine zweite Auszeit, um seine Spieler zu mehr Konzentration zu ermahnen. Doch Schöngarth und Gensheimer brachten die DHB-Auswahl mit 17:12 (29.) in Front.

Nach der Pause musste sich die deutsche Mannschaft zunächst dem Ansturm der Polen erwehren und tat dies mit Geschick und Courage. Doch die Polen steigerten sich vor allem in der Abwehr und brachten die DHB-Auswahl so in arge Bedrängnis. Prompt kassierte sie den 20:20-Ausgleich (42.). Doch Sigurdssons Team überstand auch die Schwächephase und kämpfte sich nach dem 23:20 (48.) zum Sieg.

Die Statistik:

Deutschland: Heinevetter (Berlin), Lichtlein (Gummersbach) – Weinhold (Kiel/9), Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen/7/4), Groetzki (Rhein-Neckar Löwen/4), Strobel (Balingen/3), Drux (Berlin/1), Schöngarth (TuS N-Lübbecke/1), Wiencek (Kiel/1), Pekeler (Lemgo/1), Kraus (Göppingen/1), Sellin (Melsungen/1/1), Kneer (Rhein-Neckar Löwen), Müller (Melsungen), Böhm (Balingen), Schmidt (Friesenheim).

Polen: Szmal, Wyszomirski – Lijewski (7), Jurecki M. (5), Syprzak (3), Daszek (3), Jurecki B. (3), Chrapkowski (2), Bielecki (1), Wisniewski (1), Jurkiewicz (1)

Schiedsrichter: Nachevski/Nikolov (Mazedonien)

Zeitstrafen: 3:5

Siebenmeter: 1/1:5/8

Zuschauer in Doha: 5.500