Das sagt Thomas Hitzlsperger ein Jahr nach seinem Coming-out. In einem Interview spricht er über sein Versteckspiel als schwuler Bundesliga-Profi.

Köln/Hamburg. Hat die Fußball-Bundesliga ein Problem mit schwulen Spielern? Nach dem Coming-out des früheren Stuttgarter und Wolfsburger Profis und Nationalspielers Thomas Hitzlsperger hat sich kein weiterer schwuler Bundesliga-Profi aus der Deckung gewagt. Und Experten gehen davon aus, dass es natürliche homosexuelle Spieler gibt, auch Hitzlsperger selbst. Er sagte jetzt bei Stern TV, obwohl er jetzt über seine positiven Erfahrungen öffentlich spreche, habe sich ihm bisher noch kein schwuler Fußballprofi anvertraut.

Die Sportwissenschaftlerin Tanja Walter-Ahrens hatte zuletzt schlechte Erfahrungen mit einer Umfrage zum Thema bei den 36 Profi-Vereinen gemacht. Nur elf Clubs beantworteten ihre Fragen. „Das ist traurig und zeigt, dass sich eben doch relativ wenig bewegt“, sagte sie. Kein anderes großes Unternehmen könnte sich so einen Umgang mit dem Thema leisten.

Hitzlsperger sprach bei Stern TV über sein Coming-out. Für ihn sei es schwierig gewesen, seine Homosexualität in Deutschland auszuleben. Seine ersten Erfahrungen in der Schwulenszene habe er deshalb in San Francisco gemacht: „Das schwule Leben in einer Stadt wie San Francisco ist eine viel größere Selbstverständlichkeit, als ich bisher in Deutschland erlebt habe. Es war eine schöne Erfahrung. Ich habe die Zeit genossen und dann auch jemanden kennengelernt.“

Dass er Profifußballer ist, habe er seinem Freund erst sehr spät erzählt: „Man fällt ja nicht immer mit der Tür ins Haus. Ich habe einfach gesagt, ich mache Urlaub in Amerika und treibe viel Sport“.

Als Spieler des VfL Wolfsburg habe er über ein Coming-out nachgedacht, doch sein engstes Umfeld habe ihm damals davon abgeraten. Er selbst habe Angst gehabt, Ablehnung in der Mannschaft oder im Club zu erfahren. „Jetzt kann ich besser darüber reden und sagen: Die Leute sind nett zu mir, mir geht's gut. Und ich merke, dass es gar keine so großen Vorurteile gibt.“

Vor einem Jahr hatte sich Thomas Hitzlsperger öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. „Ich kenne Leute, die ernsthaft gesagt haben: Schwule können nicht Fußball spielen. Ich bin der Beweis dafür, dass es geht. Man kann schwul sein und es bis in die Nationalmannschaft schaffen.“