Handballnationalmannschaft geht optimistisch ins erste WM-Spiel gegen Polen

Doha. Nach einer knappen halben Stunde Training in der nagelneuen Lusail Multipurpose Hall wurde Dagur Sigurdsson warm. Flugs zog er seine Trainingsjacke aus und dirigierte die Spieler im roten Deutschlandtrikot. Spätestens in dem Moment war allen klar: Mit dem Auftakttraining am Mittwoch hat für die deutschen Handballer bei der WM in Katar der Ernst begonnen. „Man hat gespürt, dass es die erste Trainingseinheit nach der Reise war. Wir haben noch einen Tag, um uns fit zu machen für das erste Spiel“, sagte Sigurdsson im Anschluss im Kabinengang der riesigen Arena. In dem Neubau bestreitet die deutsche Mannschaft ihr erstes Spiel am Freitag (17 Uhr MEZ/Sky) gegen den EM-Sechsten Polen.

Fünf Jahre nach der Heim-EM als Österreichs Nationalcoach steht Sigurdsson in Doha vor seinem WM-Debüt. Die Herausforderung für den Isländer ist groß. Dennoch hält sich seine Anspannung in Grenzen. „Bis jetzt spüre ich das noch nicht so. Vielleicht wenn man mittendrin ist. Aber jetzt bin ich noch in der Vorbereitungsphase. Wenn dann die Spiele anfangen, kommt das Wettkampfgefühl“, meinte der 41-Jährige. Ihm ist klar, dass er nun über Wochen unter Strom steht. „Ich weiß, das wird ein Dauerarbeitstag.“

Als Aktiver hat der einstige Spielgestalter weit mehr Turniererfahrung, war mit Island WM-Fünfter 1997 und Olympia-Neunter 2004. Nun lenkt er seine Nationalspieler nicht auf dem Spielfeld, sondern vom Rand aus. Und was er bislang von dort aus gesehen hat, stimmt ihn zuversichtlich. „Die gehen die Aufgabe positiv an. Das ist wichtig für mich“, sagte Sigurdsson.

Seit August vorigen Jahres ist der Isländer Bundestrainer. Er löste Martin Heuberger ab, dessen Vertrag nach der sportlich verpassten WM-Qualifikation nicht verlängert wurde. Noch bis Ende der Saison ist er zudem in Doppelfunktion Trainer des DHB-Pokalsiegers Füchse Berlin. An seinen Club aber denkt er derzeit nicht. „Ich konzentriere mich jetzt natürlich auf diese Aufgabe. Ich bekomme immer die Nachrichten aus Berlin. Da brauche ich mir keine Sorgen zu machen“, sagte er.

Aus Sicht der Verbandsführung ist Dagur Sigurdsson ein Glücksfall. Schon, weil er als Bundestrainer in acht Spielen nur eine, und dann auch nur knappe, 24:25-Niederlage gegen seine Landsleute zu Buche stehen hat. „Er ist jemand, der kein Wort zu viel verliert. Er ist Vorbild. Er hat einen klaren Plan“, urteilte Bernhard Bauer, Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB). Und weiter: „Ich glaube, die Mannschaft hat – so sehr ich Martin Heuberger geschätzt habe – einen neuen Geist bekommen. Und dieser Geist kommt aus dem Kopf von Dagur und strahlt in die Mannschaft aus. Das ist der frische Wind, den wir uns erhofft hatten.“