Basketballer der Hamburg Towers sind nach dem 86:77 gegen Essen auf Play-off-Kurs

Hamburg. Nach der Schlusssirene dribbelte sogar noch der vierjährige Felipe Roller, Sohn von Geschäftsführer Pascal Roller, mit einem Basketball – fast so groß wie er selbst – über das Parkett der Hamburg Towers. Die 3000 Zuschauer bekamen am Sonntagabend wirklich alles geboten in der mal wieder ausverkauften Inselparkhalle in Wilhelmsburg. Sogar eine aufs Spielfeld verirrte graumelierte Katze wurde beklatscht. Am meisten jubelten die Fans natürlich über den furiosen Rückrundenstart ihrer Türme in der Zweiten Bundesliga ProA: Das 86:77 (45:43) gegen den zu dem Zeitpunkt Tabellenzweiten ETB Baskets Essen war der fünfte Heimsieg in Serie. „Wir fühlen uns in unserer Festung total wohl, hier sind wir in unserer Komfortzone“, schwärmte Forward Vincent Kittmann.

Die Towers kletterten mit nun 10:6 Siegen auf den fünften Tabellenplatz. Über Play-off-Ambitionen (Platz eins bis acht) will trotzdem keiner der Verantwortlichen etwas Konkretes sagen: „Dazu lassen wir uns nicht hinreißen, da bleiben wir stur“, sagte Ex-Nationalmannschaftskapitän Roller. „Die ProA ist so stark wie noch nie, und die Teams liegen so eng zusammen.“

Aufstiegsmitfavorit Essen hatte das Hinspiel gegen die Towers 76:69 gewonnen. Auch nach dem Tip-off am Sonntag gab das Team zunächst den Ton an. Marco Buljevic sammelte mit einem Dreier gleich die ersten Punkte – symptomatisch für die ersten zwei Viertel, in denen die Essener sieben Mal von der 6,75 Meter vom Korb entfernten Dreierlinie trafen (bei 13 Versuchen). Unmittelbar vor der Halbzeitpause gingen die Türme dank Kittmann dann erstmals zum 45:43 in Führung. Der 26-Jährige machte in seiner unauffälligen, effektiven Art insgesamt 13 Zähler. „Ich bin keiner, der so funky Sachen macht, das sind eher die Rollen von Will und Terry“, sagte Kittmann. Mal wieder waren Kapitän Will Barnes (22) und Terry Thomas (19) die Towers-Topscorer.

In den ersten zwanzig Minuten spielte sich ein vogelwildes Spektakel mit reichlich Punkten auf beiden Seiten ab. „Die Defense liegt bei beiden Teams noch unter dem Weihnachtsbaum“, maulte der Twitter-Account der Towers, und das völlig zu Recht.

In der zweiten Halbzeit besannen sich die Türme dann auf ihre Spezialdisziplin. „Da war unsere Abwehr wieder gewohnt bärenstark“, sagte Cheftrainer Hamed Attarbashi. Ein Lob verteilte er auch an René Kindzeka aus dem eigenen Piratennachwuchs, der zu einem Blitzdebüt kam: „René spielt mit viel Herz. Das war keine Sozialarbeit, dass ich ihn gebracht habe. Er hat seine Sache gut gemacht.“

Der 19-Jährige stellte sich in der Verteidigung mutig dem Essener US-Star Christopher Alexander entgegen. Es war einer der Erfolgsschlüssel, dass die Towers dem Spielmacher, der im Hinspiel noch 28 Zähler eingenetzt hatte, diesmal den Spaß verdarben. Alexander blieb bei 16 Punkten und verabschiedete sich weit vor dem Schlussbuzzer entnervt mit fünf Fouls vom Court. Was die Essener sich auch selbst ankreiden müssen: 20 Ballverluste, im Vergleich zu 13 Turnovers der Towers.

Ein bisschen getrübt wurde die Stimmung bei den Wilhelmsburgern dadurch, dass Center Mike Wenzl im dritten Viertel mit einer Schulterverletzung raus musste. Playmaker Barnes spielte tapfer mit einem vor zwei Tagen ausgekugelten Finger. Und das Alsterdorfer Toptalent Bazou Koné, 21, guckte wegen anhaltender Knieprobleme ohnehin nur zu. Chefcoach Attarbashi hofft, dass das Trio am kommenden Sonntag bei rent4office Nürnberg (17 Uhr) wieder fit ist.