Buxtehude. Eigentlich war Stefanie Melbeck, 37, beim Buxtehuder SV zuletzt nur noch als Babysitterin für den kleinen Colin, Söhnchen von Mannschaftskollegin Isabell Klein, im Einsatz. Wegen der großen Verletzungsmisere wird die vor zwei Jahren zurückgetretene BSV-Rekordtorschützin (1012 Treffer) nun reaktiviert. Bei ihrem Comeback an diesem Dienstag im 44. Nordderby gegen den VfL Oldenburg in der ausverkauften Halle Nord (18 Uhr) soll die 223-fache Handball-Nationalspielerin vor allem die Abwehrarbeit ordnen.

„Die Steffi Melbeck von heute spielt nicht mehr so Handball wie die vor zwei Jahren. Der Kopf ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Ich habe ja nicht mehr damit gerechnet, dass ich so etwas noch mal mache“, sagt die gebürtige Hamburgerin nach drei Wochen Training amüsiert. Als Rückraumspielerin und Linkshänderin wurde sie dringend benötigt, weil mit Klein (Mittelfußbruch), Jana Podpolinski (Bruch im Fußgelenk) und Friederike Gubernatis (Mittelhandbruch) eine ganze Rückraumreihe ausfällt.

Melbeck, die zurücktrat, als sie schwanger war mit ihrem Sohn Kjell, rätselt über die Gründe der nunmehr drei Jahre andauernden Verletzungsserie beim Buxtehuder SV: „Pech? Schicksal? Ich weiß es nicht. Sonst würde ich es ja abstellen.“

Symptomatisch ist der Fall der Spielmacherin Randy Bülau: In der Saisonvorbereitung plagten sie Bandscheibenvorfälle im Nacken, dann erlitt sie zunächst eine schmerzhafte Schulterverletzung, später stürzte sie vor dem Spiel in Bietigheim aus dem Teambus (Rückenprellungen). Jetzt ist sie mit einer Bänderdehnung außer Gefecht. Kapitänin Klein, 30, sagt von sich: „Ich war bis 27 nie schwer verletzt.“ Dann ereilten sie ein Kreuzbandriss, ein Mittelhandbruch und nun der Mittelfußbruch. Beispiel drei: Steffi de Beer, die beim BSV in ihren zwei Jahren nur auf fünf Einsätze kommt. „Eine Knieverletzung jagte bei ihr die nächste“, sagt BSV-Sprecher Thorsten Sundermann. Nach den vielen Kreuzbandrissen im Team, derzeit ist Josephine Techert in der Reha, verdächtigte man sogar den stumpfen Boden der Halle Nord: „Aber für Randys Sturz aus dem Bus kann der auch nichts“, seufzt Sundermann.

Eine mögliche Erklärung sieht Melbeck in der Belastung. „Wir trainieren acht-, neunmal pro Woche, haben lange Fahrten und dabei im Gegensatz zum Männerhandball noch Halbtagsjobs.“ Beim BSV spielt nur ein Profi: Ulrika Agren aus Schweden, die bei der EM Bronze gewann. Aber: Auch Agren erlitt im April eine schwere Schulterverletzung und im Herbst eine Fingerblessur. Bleibt nur das Hoffen auf ein Ende der Pechsträhne.