Selten zuvor hat ein neuer Trainer, der mit einer Niederlage gestartet ist, bei den Fans schon unmittelbar vor dem ersten Heimspiel so viel Begeisterung und Aufbruchstimmung hervorgerufen.

Selten zuvor hat ein neuer Trainer, der mit einer Niederlage gestartet ist, bei den Fans der eigenen Mannschaft schon unmittelbar vor dem ersten Heimspiel so viel Begeisterung und Aufbruchstimmung hervorgerufen wie Ewald Lienen jetzt beim FC St. Pauli. Dies mag auf den ersten Blick überraschen, gilt doch der Mönchengladbacher allein aufgrund seines Alter von 61 Jahren als Trainer der „alten Generation“.

Doch wer jetzt erlebt, wie der frühere Außenstürmer für diese Aufgabe brennt, wie er nicht nur während des Spiels, sondern auch davor und danach seinen Emotionen freien Lauf lässt, kann nachvollziehen, warum die Hoffnungen der St.-Pauli-Anhänger auf den Klassenverbleib in der Zweiten Liga auf ihm ruhen. Der 3:1-Sieg im besagten ersten Spiel gegen Aalen tat ein Übriges.

Ewald Lienen lebt Fußball, er zählt freudig auf, dass er an jedem Wochentag Livespiele im TV schaut. Wenn seine Ehefrau Rosa mit ihm sprechen wolle, so erzählte er jetzt schmunzelnd, müsse sie sich schon zu ihm auf das Fernsehsofa setzen.

Tatsächlich beeindruckte er die St.-Pauli-Führung bei den ersten Konsultationen, die noch keine Einstellungsgespräche waren, mit einer akribischen Aufbereitung der vergangenen Spiele des Kiezclubs. Und zwar auf dem Laptop. Die Notizpapierwirtschaft, für die Lienen einst bekannt war und ihm den Spitznamen Zettel-Ewald einbrachte, hat also auch bei ihm – zumindest teilweise – ausgedient.