Angreifer Nico Krämmer hat sich bei den Hamburg Freezers vom Talent zur Stammkraft entwickelt. Teams wie Red Bull München, die am Donnerstag in Hamburg gastieren, haben den 22-Jährigen längst auf dem Zettel

Hamburg. Mit Spitznamen souverän umzugehen, das ist vor allem dann nicht einfach, wenn sie despektierlich erscheinen. Dann braucht es schon einen selbstbewussten Menschen, der auch mal über sich selbst lachen kann, damit Spitznamensgeber und -träger gleichermaßen ihren Spaß haben können. Nico Krämmer wird von einigen Teamkameraden bei den Hamburg Freezers „Pupsi“ gerufen. Der 22-Jährige heißt seit seiner Zeit im Landshuter Nachwuchs so, weil er der jüngste Spieler war, und obwohl er mittlerweile seine dritte Saison bei dem Club aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) spielt, hat sich dieser Status nicht verändert.

Krämmer ist der jüngste Akteur im Kader von Cheftrainer Serge Aubin, aber wer seine Entwicklung in den vergangenen Monaten miterleben durfte, der könnte verstehen, wenn der Angreifer auf einen neuen Spitznamen drängen würde. Vom kleinen Pups ist Krämmer zu einem der am höchsten gehandelten deutschen Talente geworden. „Er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns, der sehr hart an sich arbeitet und großes Potenzial hat“, sagt Aubin.

Wer Krämmer zuhört, der erkennt eine Reife, die nicht alltäglich ist für einen jungen Eishockeyprofi. Zum Termin nach dem Training in der Volksbank-Arena erscheint er erst, nachdem er sich geduscht und warm angezogen hat, während viele seiner Kollegen oft nass geschwitzt und in Badeschlappen reden wollen. „Ich will alles tun, um in dieser Jahreszeit eine Krankheit zu vermeiden“, sagt er. So viel Professionalität, so viel Vernunft war nicht immer selbstverständlich in der Karriere des Bayern, dem der damalige Cheftrainer Benoît Laporte in der Anfangszeit einen Hang zur Selbstüberschätzung nachsagte.

Krämmer, der der Neffe des früheren Nationalspielers Gerd Truntschka ist, hat daraus gelernt. Er nimmt seinen Beruf sehr ernst, arbeitet hart an seinem Fortkommen und hat mit seinem Reihenpartner Thomas Opppenheimer ein Vorbild gefunden, obwohl dieser erst vier Jahre älter ist. „Oppi ist jemand, zu dem ich aufschaue, weil er alles dafür tut, um besser zu werden“, sagt Krämmer. Fünf Tore hat er in dieser Saison bereits erzielt, zwei fehlen noch, um seinen bisherigen Rekord aus der ersten Hamburger Saison zu übertreffen. „Aber Statistiken sind mir egal. Tore sind schön, aber viel wichtiger ist, dass die Mannschaft von meiner Leistung profitiert und ich mich weiterentwickle“, sagt er.

Diese Entwicklung ist auch den finanzkräftigeren DEL-Clubs nicht verborgen geblieben. Junge deutsche Spieler stehen überall hoch im Kurs, deshalb verwundert es niemanden, dass ein Team wie Red Bull München, das an diesem Donnerstag (19.30 Uhr, O2 World) in Hamburg gastiert, längst Interesse an einer Verpflichtung Krämmers signalisiert hat, obwohl dessen Vertrag noch bis 2016 läuft. Der gibt sich als Profi: „Davon habe ich weder gehört noch mich darüber mit meinem Agenten unterhalten. Jedes Interesse eines DEL-Clubs ehrt mich, aber mindestens genauso groß ist die Ehre, für die Freezers spielen zu dürfen“, sagt er.

In Hamburg, wo der Trainer ihm vertraue, sieht der 185 cm große Linksaußen seine größten Entwicklungschancen. „Wir haben uns über die Jahre hier etwas aufgebaut, ich bin mit dem Team gewachsen, und wir alle wollen Kontinuität. Deshalb glaube ich, dass es für mich der richtige Weg ist, auf die Freezers zu setzen“, sagt er. Und wenn Nico Krämmer bald den Sprung zum Führungsspieler schafft, dann ist sicherlich auch die Zeit reif für einen neuen Spitznamen.