Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Olympische Sommerspiele bleiben das größte Sportfest der Welt. Wer geglaubt hatte, dass es künftig statt 300 nur noch 100 Entscheidungen gibt und der 100-Meter-Lauf auf 70 Meter verkürzt wird, der muss enttäuscht sein von dem, was das Internationale Olympische Komitee (IOC) auf seinem Reformkongress in Monte Carlo entschieden hat. Für alle, die wissen, wie schwer sich Weltorganisationen mit Veränderungen tun, für die kommen die Beschlüsse einer Revolution gleich.

Olympia verabschiedet sich vom Gigantismus, verzichtet auf Denkmäler, achtet auf Kosten, nimmt Rücksicht auf regionale Begebenheiten, setzt Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Transparenz ganz oben auf die Agenda 2020; selbst die Bewerbungsverfahren der Städte sollen nun bezuschusst werden. Es ist ein erster Sieg der Olympiakritiker, jener Bürger, die Spiele in der bisherigen Form ablehnten und damit Volksentscheide wie für die Winterspiele 2022 in München scheitern ließen.

Natürlich ist das IOC nicht plötzlich die Heilsarmee, die Steuerbefreiung in den Gastgeberländern bleibt ein strittiger Punkt, und erst die Vergabe der nächsten Sommerspiele wird 2017 zeigen, wie ernst die vielen Herren und die wenigen Damen der Ringe ihre Reformen nehmen. Das IOC unterscheidet sich aber grundlegend vom Weltfußballverband Fifa, zu dessen Markenkern Korruption weiterhin gehört. Der letzte bekannte Bestechungsfall beim IOC liegt dagegen mehr als zehn Jahre zurück. 90 Prozent ihrer Einnahmen schüttet die Olympiaorganisation an die internationalen Sportverbände aus, drei Viertel von ihnen wären sonst nicht überlebensfähig. Zwei Zahlen seien noch genannt: Die Fifa unterstützte Brasilien mit 100 Millionen Dollar für die Austragung der WM 2014, das IOC überweist Rio für die Ausrichtung der Sommerspiele 2016 1,5 Milliarden.

Das sind gute Argumente, dass Olympia eine neue Chance verdient – und warum nicht in Deutschland?