Das Etikett „Weltmeister“ hat einigen deutschen WM-Helden bisher kein Glück gebracht. Bis zu einem halben Dutzend steht bei seinen Vereinen auf dem Abstellgleis, viele andere waren oder sind verletzt.

Köln. Lukas Podolski und Miroslav Klose würden am liebsten so schnell wie möglich wechseln, Sami Khedira ist „selbst gespannt, wo es mich hinverschlägt“ und in Dortmund saßen am Freitag gleich vier Weltmeister in dicke Wolldecken gepackt auf der Bank: Für ein halbes Dutzend WM-Champions hat die Rückkehr zu ihren Vereinen nach dem Triumph von Rio mehr Frust als Lust gebracht.

Auf dem Abstellgleis steht deshalb nicht nur André Schürrle, der zuletzt aber auch wegen einer mysteriösen Virus-Infektion beim FC Chelsea kaum zum Einsatz kam. Doch schon zuvor hatte sein Teammanager José Mourinho dem 24-Jährigen mit auf den Weg gegeben: „Ich erwarte mehr von ihm. Manchmal ist er phänomenal, manchmal so und so.“

Schürrle, bei der WM in Brasilien unter anderem Vorlagengeber zu Mario Götzes 1:0-Siegtreffer im WM-Finale gegen Argentinien, wird wohl mindestens bis zum Saisonende versuchen, den Durchbruch in London zu schaffen. Lukas Podolski will die britische Metropole dagegen unbedingt im Winter verlassen. „Mir gefällt die Situation nicht. Ich bin kein Hanswurst, der seinen Vertrag auf der Tribüne aussitzt“, hatte der 29-Jährige zuletzt erklärt und ganz klar verkündet, „das Gespräch mit dem Verein zu suchen“.

In der Premier League hat der 121-malige Nationalspieler bisher von 1350 Minuten ganze 88 spielen dürfen, er stand nie in der Startelf und ist noch ohne Tor. Immerhin drei Liga-Treffer sind für Klose bei Lazio Rom notiert, doch der 36-Jährige spielte bisher nur einmal über die vollen 90 Minuten und ist ebenfalls unzufrieden.

Khediras Zukunft ist völlig offen


„Ich werde jetzt mit den Lazio-Verantwortlichen das Gespräch suchen, und dann werden wir schauen, wie es weitergeht“, sagte der WM-Rekordtorschütze und bezeichnete selbst einen Wechsel im Winter als „vorstellbar“. Diesem Gedanken schob Lazios Sportdirektor Igli Tare einen Riegel vor, im Juni dürfte die vierjährige Ära Klose in Rom aber sicher beendet werden.

Völlig offen ist derweil die Zukunft von Sami Khedira. Trainer Carlo Ancelotti setzte ihn zunächst kaum ein, sprach dann sogar von einer Vertragsverlängerung. Aktuell fehlt der 27-Jährige wegen einer Gehirnerschütterung. Insgesamt kam er in der Primera Division nach der WM nur auf vier Kurz-Einsätze mit insgesamt 51 Minuten. Den Rang abgelaufen hat ihm in Toni Kroos übrigens ausgerechnet ein anderer Weltmeister.

Bei Borussia Dortmund scheint es derzeit dagegen ohne die WM-Champions besser zu laufen. Nachdem der BVB als Tabellenletzter in das Spiel gegen 1899 Hoffenheim ging, setzte Trainer Jürgen Klopp in Torhüter Roman Weidenfeller, Matthias Ginter, Erik Durm und Kevin Großkreutz gleich vier Weltmeister auf die Bank. In der Startelf stand vom Dortmunder „Brasilien-Quintett“ nur Mats Hummels, der auch bei der WM als einziger Borusse zum Einsatz gekommen war.

Özil, Lahm, Hummels und Schweinsteiger von Verletzungen geplagt


Vom Pech verfolgt wurden auch andere Weltmeister, die sich im letzten Halbjahr teilweise schwer verletzten: Mesut Özil fehlt seit Anfang Oktober wegen einer Teilruptur des Außenbandes des linken Kniegelenks, der zurückgetretene DFB-Kapitän Philipp Lahm erlitt Mitte November einen Bruch des oberen Sprunggelenks, Julian Draxler fällt seit Anfang November wegen eines Teilabrisses einer Sehne im Oberschenkel aus.

Auch sein Schalker Klubkollege Benedikt Höwedes (sechs verpasste Spiele wegen eines Sehnenanrisses), Hummels (insgesamt zwölf wegen dreier Verletzungen), Christoph Kramer (fünf/dreimal ausgefallen) und Bastian Schweinsteiger (erst drei Kurzeinsätze nach Patellasehnenproblemen) fielen lange oder mehrfach aus. Auch deshalb sagte Bundestrainer Joachim Löw zuletzt: „So manch einer ist froh, wenn dieses Jahr vorbei ist.“ Es brachte zwar den historischen vierten Titel, im Endeffekt aber eben nicht nur Gutes.