Alles drehte sich am Sonntag um Thomas Schaaf. Der Frankfurter Trainer traf bei der Partie gegen seinen Ex-Club viele alte Bekannte und konnte sich über fünf Tore und drei Treffer freuen. Trotzdem gab sich Schaaf betont gelassen.

Frankfurt/Main. Thomas Schaaf ließ sich nicht locken. Auch nicht, als er nach seinem Interview-Marathon vor den TV-Kameras in der anschließenden Pressekonferenz erneut gefragt wurde, ob der erste Sieg gegen seinen Langzeit-Club Werder Bremen nicht doch etwas Besonderes für ihn sei. „Sie werden es mir nicht glauben, aber es fühlt sich genauso an wie jeder andere Sieg auch“, sagte der Frankfurter Trainer nach dem 5:2 (1:1)-Erfolg seiner Eintracht gegen jenen Verein, bei dem er mehr als sein halbes Leben verbracht hat.

Dass er nach den fünf Treffern jeweils nur kurz die Faust geballt, danach aber direkt wieder Anweisungen gegeben habe, das sei aber doch aus Rücksicht vor den Hanseaten erfolgt, wurde gefragt. „Ich weiß nicht, wie oft Sie hier im Stadion sind, aber ich habe an mir keine Veränderungen ablesen können“, grummelte Schaaf ins Mikrofon. Nein, der 53-Jährige wollte partout nicht den Eindruck erwecken, als sei der dritte Frankfurter Dreier in Serie für ihn ein ganz spezieller.

Dabei war den ganzen Sonntagnachmittag spürbar gewesen, dass hier nicht einfach nur ein Trainer gegen seinen Ex-Club spielte. Wohin man in der Commerzbank-Arena auch schaute, irgendwo umarmten sich zwei Menschen. Schon vor dem Spiel hatten sich Schaaf und dessen Nach-Nachfolger in Bremen, Viktor Skripnik, herzlich begrüßt. Nach der Partie tauschten sich Schaaf und Bremens Co-Trainer Torsten Frings, jahrelang unter Schaaf aktiv, auf dem Feld innig aus.

Und im Bauch der Arena nutzte Schaafs Ehefrau Astrid die Gelegenheit, alte Bekannte zu treffen. Während ihr Mann von Kamera zu Kamera eilte, um zu erzählen, das alles ganz normal sei, nahm seine Frau zusammen mit dem derzeit verletzen Frankfurter Ex-Bremer Nelson Valdez vor der Werder-Kabine einen Spieler und Betreuer nach dem anderen in Empfang.

Skripnik nimmt Niederlage auf seine Kappe


Aus Sicht der Schaaf-Familie war es ein perfektes Familientreffen, Viktor Skripnik fühlte sich nach den turbulenten 90 Minuten dagegen wie nach einem Besuch bei der ungeliebten Schwiegermutter. „Die Niederlage tut weh, es fühlt sich beschissen an“, sagte der Werder-Coach nach seiner zweiten Niederlage im fünften Spiel als Chef. „Ich nehme es ein bisschen auf meine Kappe.“

Was der Ukrainer damit genau meinte, ließ er offen. Nur zu gern hätte er seinem alten Lehrmeister aber bewiesen, dass dessen Lob für ihn vor der Partie verdient war. Doch der insgesamt recht konfuse Bremer Auftritt am Main zeigte, dass sich Skripnik mit Werder auf einen langen Abstiegskampf einstellen muss.

Schaaf kann mit der Eintracht hingen plötzlich sogar in Richtung der internationalen Plätze schauen. Zusammen mit und auf Drängen der Mannschaft hat er nach dem holprigen Beginn in Frankfurt das System geändert. Agierten die Hessen zu Saisonbeginn meist passiv und abwartend, attackieren sie den Gegner nun deutlich früher und spielen erheblich offensiver.

Manch ein Beobachter wollte im nun seit einigen Spielen praktizierten 4-4-2-System mit Raute im Mittelfeld eine Kopie der erfolgreichen Werder-Mannschaften von Schaaf gesehen haben. Und Schaaf selbst? Der würde so etwas nie öffentlich kommentieren. „Ich denke, das hat etwas mit Selbstvertrauen zu tun“, antwortete er auf die Frage, worin die Leistungssteigerung der Eintracht begründet liege. Dann umarmte er noch schnell Geburtstagskind Clemens Fritz, unter ihm an der Weser jahrelang Stammspieler, und verließ mit einem Lächeln die Arena. Familientreffen können schön sein.