Hamburger Schwimmer darf bei Kurzbahn-WM in Katar nicht über seine Rekordstrecke starten

Hamburg. Vor einer Woche schwamm Markus Deibler, 24, bei den deutschen Kurzbahn-Meisterschaften (25-Meter-Bahn) deutschen Rekord über 200 Meter Lagen. Weil er im Vorlauf die vom deutschen Verband vorgegebene Richtzeit um rund eine Sekunde verfehlte, lässt ihn Bundestrainer Henning Lambertz bei den Weltmeisterschaften in Doha (Katar; 3.–7. Dezember) nicht über diese Strecke starten. „Schade, damit verliere ich eine Medaillenchance“, klagt Deibler. Die Jahresweltbestenliste führt den Hamburger an Position zwei hinter dem südafrikanischen Olympiasieger Chad le Clos, 22. Doch Lambertz kannte kein Erbarmen.

Hintergrund seiner Entscheidung: Wer im Vorlauf bummelt, um Kräfte zu sparen, verpasst schnell das Finale. Lambertz hatte bei seinem Amtsantritt Anfang 2013 festgestellt, dass den deutschen Schwimmern oft die Wettkampfhärte fehlt. Daraufhin führte er die Vorlaufnorm ein. Sie zurückzunehmen wäre für ihn „inkonsequent“ gewesen.

Deibler verbleiben damit die 100 Meter Lagen. Auf denen wurde er vor vier Jahren in Dubai Vizeweltmeister, und auch in Katar gehört er zu den Medaillenkandidaten. US-Olympiasieger Ryan Lochte, 30, dürfte sein härtester Konkurrent um den Titel werden. Lambertz nominierte Markus Deibler zudem für alle drei deutschen Staffeln. Sie haben jedoch keine Medaillenchancen.

Bruder Steffen Deibler, 27, muss vor seinen Starts über 100 und 50 Meter Schmetterling, seine Weltrekordstrecke, zunächst die Folgen seiner Erkältung besiegen, die ihn in dieser Woche zwei Tage lang vom Wassertraining abhielt. Hamburgs Stützpunkttrainerin Petra Wolfram bleibt dennoch optimistisch: „Steffen ist im Herbst sehr viele Wettkämpfe geschwommen, die kurze Pause sollte ihm nicht schaden.“

Für beide Deiblers ist die WM eine Zwischenstation auf ihrem angepeilten Weg zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro, „doch eine WM ist eine WM. Wir haben uns auf Doha vorbereitet“, sagt Markus Deibler. Die Ganzkörperrasur gehört bei Schwimmern dazu. Noch sprießt bei beiden der Bart.

Silke Lippok, 20, ist die dritte Hamburgerin bei der Kurzbahn-WM – und ihr erster internationaler Auftritt nach ihrem Wechsel aus Pforzheim markiert das Ende ihrer Leidenszeit. Seit die Vizeeuropameisterin (2010) über 200 Meter Freistil vor zwei Jahren nach Hamburg kam, bremsten sie Verletzungen und Krankheiten. Inzwischen trainiert die Psychologiestudentin seit einigen Monaten beschwerdefrei und kraulte sich bis auf zweieinhalb Sekunden an ihre persönliche Bestzeit heran.

„Wir haben die Belastung im Training kontinuierlich gesteigert, aber das umfangreiche Pensum der Vergangenheit bewältige ich noch nicht“, sagt sie. Bis Rio will sie Umfänge und Intensität weiter steigern, „aber ich horche jetzt immer in meinen Körper rein, was geht, und was nicht geht“. In Katar soll sie die beiden Freistilstaffeln (4 x 100 Meter und 4 x 200 Meter) schwimmen.