Eine Würdigung von Andreas Hardt

Im Sommer vergangenen Jahres, da schaute Roger Federer am Hamburger Rothenbaum vorbei. Dort, wo er seinen ersten bedeutenden Turniererfolg errungen hatte, damals im Jahre 2002. Als Gerhard Schröder noch Bundeskanzler war, zu einer anderen Zeit halt. Und es schien in jenem Sommer 2013, als würde auch die Ära Federer bald enden. Sonst wäre er ja nicht nach Hamburg gekommen.

Bis auf Platz acht war er im Februar 2014 abgesackt. Er solle doch aufhören, raunte es, sich um Frau und die vier Kinder kümmern, bevor es peinlich wird. An diesem Sonnabend aber steht der 33 Jahre alte Schweizer bei seiner 13. Teilnahme zum zwölften Mal im Halbfinale der ATP-WM. 6:0, 6:1 hatte er am Donnerstag Andy Murray demontiert, als sei der ein deutscher Nachwuchsspieler.

Er habe immer an sich geglaubt, auch in den schweren Zeiten, als andere nicht mehr an ihn glaubten, sagt er. Und hat recht behalten. Er kam, erstmals seit Langem ohne gesundheitliche Probleme, zu früherer Stärke zurück. Nur Novak Djokovic steht am Ende des Jahres in der Weltrangliste noch vor dem Altmeister aus Basel.

Er braucht das alles nicht mehr tun. Sein Vermögen ist kaum zu schätzen. 86 Millionen Dollar allein an Preisgeld hat er eingenommen. Es muss der Spaß am Sport sein und das Wissen, dass er nie wieder etwas so gut können wird wie Tennis spielen.

Zwei Titel fehlen ihm noch in seiner Karriere: der Einzel-Olympiasieg und der Daviscup. Das große Mannschaftsfinale gegen Frankreich spielt er in einer Woche. Und in Rio 2016 ist er ganz sicher auch mit 35 dabei, der unglaubliche Roger Federer.