Weltverband will über zwei mögliche Nachrücker erst am 21. November entscheiden

Hamburg. Fragwürdige Wildcard, nebulöse Absagen, mangelnde Informationspolitik des Veranstalters: Die Handball-Weltmeisterschaft in Katar (11.–27. Januar 2015) steht unter keinem guten Stern. Neun Wochen vor dem Turnier am Arabischen Golf, das auch als Testballon für die Fußball-WM 2022 gilt, geht es beim Weltverband IHF mal wieder drunter und drüber.

Jeweils zwei Sätze – mehr verlor die Internationale Handball-Föderation (IHF) in ihren Statements nicht über die politisch motivierten Startverzichte von Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Und während die Handballszene seit Tagen über mögliche Nachrücker spekuliert, spielt der Verband auf Zeit. Erst auf ihrem nächsten Konzil am 21. November wollen der umstrittene IHF-Präsident Hassan Moustafa und seine Kollegen über das Teilnehmerfeld der WM entscheiden.

„Unser Sport steht auf dem Prüfstand“, sagte Stefan Kretzschmar bei Sport1 und mahnte einen verantwortungsvollen Umgang mit den frei gewordenen Startplätzen an. Im schwebenden Verfahren macht sich der frühere Weltklasse-Linksaußen für eine Nominierung Australiens stark. Jene ursprünglich für die WM qualifizierte Nation also, die der fragwürdigen Wildcard für die deutsche Mannschaft zum Opfer gefallen war. „Jeder australische Spieler hat aus eigener Tasche bis zu 3000 Dollar bezahlt, um die Länderspielreisen bezahlen und damit die Qualifikation in Ozeanien spielen zu können“, sagte Kretzschmar: „Australien sollte nachnominiert und für seine Qualifikation belohnt werden.“

Die australischen Chancen dürften allerdings gering sein. Als wahrscheinlicher gelten zwei andere Szenarien: Entweder die Plätze werden vom Kontinentalverband besetzt, aus dem die Absagen kommen. Dann wären Südkorea und Saudi-Arabien als Fünft- und Sechstplatzierte der vergangenen Asienmeisterschaften an der Reihe. Oder es rücken die bestplatzierten, sportlich nicht qualifizierten Teams der letzten WM (wie Deutschland) nach. Dies wären Ungarn und Serbien.

Bernhard Bauer plädiert für die Einhaltung dieser Regel. „Alles andere wäre willkürlich“, sagt der deutsche Verbandspräsident. Dass die deutsche Vorrundengruppe, zu der auch Bahrain gehörte, durch eine Teilnahme weiterer europäischer Teams schwerer würde, spielt für Bauer keine Rolle. „Wir sind froh, überhaupt in Katar dabei zu sein.“ Nun ist die IHF am Zug. Um weiteren Schaden am Handball zu verhindern, muss der Weltverband bei der Nachbesetzung wie bei einer möglichen Sanktionierung der absagenden Teams schleunigst klare Kante zeigen.