Das deutsche Fed-Cup-Team unterlag im Finale in Prag gegen Tschechien und verpasste den ersten Titel seit 1992

Prag. Zwei Kreise auf dem grünen Spielfeld, ein großer mit tanzenden Siegerinnen in Weiß, Rot und Blau, ein kleiner mit Tränen und enttäuschten Hoffnungen. Barbara Rittner und ihre Spielerinnen verharrten lange in intensiver Umarmung, aber genau diese Intensität werden sie von der Reise nach Prag mit nach Hause nehmen. Am Ende traten sie so stark und mutig auf, wie sie es von Anfang an hatten tun wollen, und so merkwürdig es sich anhören mag, nach der 1:3-Niederlage war die Idee, dass dieses Team den Pott irgendwann gewinnen wird, stark und konkret.

„Im Kreis kamen ein bisschen die Emotionen aus uns raus, weil wir einfach die ganze Woche alles gegeben hatten“, sagte Angelique Kerber hinterher, „Diese Woche hat uns noch stärker gemacht. Das hat uns noch mehr zusammengeschweißt.“

Die Art, wie die Kielerin am Sonntag um den dritten Punkt des Finales gegen Petra Kvitova gekämpft hatte, wirkte wie eine Korrektur der Ergebnisse des ersten Tages. Rein rechnerisch war nichts mehr zu machen, aber die Hoffnung auf ein Happy End in absehbarer Zukunft wand sich wie ein grünes Band um die nackten Zahlen.

Dieses Wochenende in Prag, an dem sie mit den anderen den Fed-Cup gewinnen wollte, wird Kerber so bald nicht vergessen. Nicht die schwache, ängstliche Vorstellung am Sonnabend bei der Niederlage gegen die Nummer zwei der Tschechinnen, Lucie Safarova, bei der sie in beiden Sätzen 4:2 geführt und dennoch nicht gewonnen hatte. Ob es daran lag, dass sie zum ersten Mal in diesem Jahr das Gepäck eines Rückstandes nach der Niederlage von Andrea Petkovic gegen Kvitova im ersten Spiel mitschleppte? Sie meinte später, die Nervosität sei viel größer als erwartet gewesen, irgendwie sei die ganze Mannschaft auf dieses Finalszenario zwar vorbereitet gewesen, aber dann sei doch alles größer, schwerer geworden.

Fest stand jedenfalls, dass es schon nach dem ersten Tag um die Chancen auf den Sieg, den ersten einer deutschen Mannschaft seit 1992, ziemlich mau aussah.

Natürlich hätte man in dieser Lage über einen Personalwechsel nachdenken können, Sabine Lisicki in die Partie gegen Kvitova zu schicken, die beim Sieg gegen Petkovic große Form bewiesen hatte. Der ultraschnelle Boden hätte vermutlich zu Lisickis Spiel gepasst, aber wer weiß schon, wie sie mit dem Druck umgegangen wäre. Denn wie schwer es ist, selbst angesichts einer perfekten Ausgangslage nicht zu zittern und zu zagen, zeigte am Sonntag das Beispiel von Kvitova, die in den fast drei Stunden der Partie mit Angelique Kerber zwischendurch immer wieder mal in den Tiefen des Zweifels verschwand.

Der tschechische Kapitän Petr Pala meinte hinterher, es sei nicht leicht gewesen, in dieser Partie auf der Bank zu sitzen – er benutzte das Wort Achterbahnfahrt. Rauf und runter mit Rattern und Tempo, ein Spiel voller Spannung und Emotionen in der bis unters Dach besetzten Arena. Es wurde schnell deutlich, dass Kerber mutiger und selbstbewusster spielte als am Tag zuvor. Nur eines blieb gleich – auch diesmal führte sie sowohl im ersten als auch im dritten Satz 4:2, ohne diesen Vorteil nutzen zu können. Kurioserweise entwickelte sie ausgerechnet nach dem schwierigsten Moment die beste Moral; in der grenzenlosen Enttäuschung, sechs Satzbälle nicht genutzt zu haben, lag sie im zweiten Satz schnell 0:3 zurück, alles sah nach einem schnellen Ende aus. Aber dann hob sie den Kopf, meldete sich zurück und landete mit Kvitova in einem der besten Spiele des Jahres (6:7, 6:4, 4:6).

Doch am Ende, noch vor dem bedeutungslosen Sieg im Doppel, in dem Julia Görges und Sabine Lisicki spielten, feierten die Tschechinnen. Die Enttäuschung in Barbara Rittners Team war greifbar und groß, aber es blieb auch Aufbauendes übrig. Am allerallerwichtigsten sei es gewesen, sagte die Bundestrainerin, dass Kerber gegen Kvitova so gespielt habe wie das ganze Team in diesem Jahr bei den Siegen in Februar in Bratislava und im April in Brisbane. „Heute haben wir unser wahres Gesicht gezeigt.“ Nach den Enttäuschungen des ersten Tages hatte sie noch von Lehrgeld gesprochen, von fehlenden Erfahrungen und vom Vorteil der Tschechinnen, die solche Situationen und Herausforderungen in den vergangenen Jahren schon ein paar Mal erlebt hatten.

In gewisser Weise beginnt nun Phase vier auf dem Weg der deutschen Tennisfrauen. Zu Phase eins gehörten die Schwierigkeiten jeder Einzelnen, zum ersten Mal in verantwortlicher Rolle für das Team aufzutreten, in Phase zwei steckte die Mannschaft zwischen Aufstiegs- und Abstiegsspielen fest, und in Phase drei landete sie zum ersten Mal nach mehr als zwei Jahrzehnten im Finale des wichtigsten Mannschaftswettbewerbs der Welt.

Die Chefin sagt: „Wir werden dieses Scheißding irgendwann gewinnen, so wahr ich hier stehe.“ Und weiter geht’s.