Bei der Schach-WM im russischen Sotschi geht es um 1,7 Millionen Euro Preisgeld

Hamburg/Sotschi. In Entenhausen heißt Schachweltmeister Magnus Carlsen Maxpuls Klarsyn und ist ein richtiger Unsympath. Zum Start des WM-Duells zwischen Carlsen, 23, und seinem indischen Herausforderer Viswanathan Anand, 44, an diesem Sonnabend im russischen Sotschi erscheint in Norwegen ein neues Donald-Duck-Heft. Thema des Comics: ein Schachduell seines Alter Ego gegen Donald Duck.

„Seit ich drei bin, bin ich ein großer Fan. Und es haben ja nicht alle die Möglichkeit, Teil ihrer Lieblingsserie zu sein“, sagt Carlsen, der den Autor sogar bat, ihn möglichst abstoßend darzustellen: „Meine einzige Bedingung war, dass ich ein paar Sticheleien gegen meine Konkurrenten reinbringen konnte.“ Es dürfte keine Überraschung sein, wenn die Schachausgabe des Taschenbuchs in Norwegen zum Bestseller wird. Carlsen, der sich im November 2013 zum 15. und zweitjüngsten Weltmeister nach dem Russen Garri Kasparow krönte, ist in seiner Heimat ein Superstar. Ob Talkshows, Einladungen ins Königshaus oder Werbeauftritte – der oft unnahbar wirkende Weltmeister genießt Heldenstatus. Die Übertragungen des ersten Matches gegen Anand erreichten Rekordquoten. Zum Teil saß das halbe Land vor dem Fernseher, Schach erreichte ungeahnte Popularitätswerte. Diesmal ist es nicht anders. Das staatliche Fernsehen NRK überträgt alle maximal zwölf Partien live. Alles andere als eine erfolgreiche Titelverteidigung wäre eine nationale Enttäuschung.

2013 im indischen Chennai (Madras), als Anand noch der Weltmeister, Carlsen der Herausforderer war, siegte der Norweger mit 6,5:3,5 Punkten. Nie zuvor in seiner Karriere waren Anand derart viele Fehler in seinen Partien unterlaufen. Nur vier Monate später, beim Sieg im Kandidatenturnier, zeigte der Inder wieder seine Klasse. Der Druck, vor heimischen Publikum zu spielen, war für Anand, derzeit Sechster der Weltrangliste, damals eine große Bürde. Auch wenn der Weltranglistenerste Carlsen bei den Buchmachern Favorit ist, so einfach wie vor einem Jahr dürfte die Aufgabe für ihn nicht werden. Anand ist bestens vorbereitet, und jetzt ist es eben Carlsen, der etwas zu beweisen hat. „Ich gehe ganz entspannt in diesen Wettkampf“, sagt Anand, „diesmal ist es eine reine Freude, gegen Magnus spielen zu dürfen, keine Last mehr.“