Die Vorauswahl von 23 Spielern für den Ballon d'Or ist getroffen. Einer der Favoriten des Hamburger Abendblatts ist Philipp Lahm.

Der Langweiler schlechthin ist er. Ein Dauerläufer, links wie rechts. Sieht aus wie ein Milchbubi - und, naja, ist ein biederer Bayer. So kann man Philipp Lahm sehen, mittlerweile 30 Jahre alt und aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zurückgetreten. Kapitän einer Mannschaft, die sich dieses Prädikat erschuftet hat, die Weltmeister wurde, ein Mann mit weiteren Titeln wie Deutscher Meister, Pokalsieger, Champions-League-Sieger. Er ist der intelligenteste Spieler, mit dem Pep Guardiola je zusammengearbeitet hat. Sagt Pep Guardiola.

Man kann das Für und Wider wägen, viele Indizien, Daten, Fakten, Zitate sammeln, um zu der Auffassung zu kommen, dass nur Philipp Lahm Weltfußballer des Jahres 2014 werden kann. Es ist aber auch ein Bauchgefühl, dass Lahm diesen Titel als Sahnehaube auf ein verrücktes Jahr verdient hat. Kurioserweise war Lahm vor der WM das erste Mal ernsthafter verletzt. Auch er musste beißen, um zur WM in Topform zu kommen, ob hinten rechts oder als Sechser.

Gerannt ist er immer, ist aufgestanden, wenn ihn einer zu Boden geschubst, wenn er mal selbst einen Fehler gemacht hat. Erinnert noch jemand, wie er bei der EM 2008 gegen die Türken ein Gegentor verschuldete? Wie er sich danach den Ball schnappte, nach vorne spurtete und ihn im Tor versenkte, als lege er sein Fußballerleben in diesen Schuss?

Oder sein Tor zur Eröffnung der WM 2006 in München? Darin lag der Zauber des Sommermärchens begründet, der bis heute das Verhältnis eines Landes zu seiner Nationalmannschaft prägt, das nicht nationalistisch ist, sondern weltoffen, modern und erfolgreich, ohne andere herabzusetzen. Da war das viel gelobte Verhalten der deutschen Mannschaft in Brasilien zu Gegnern und gegenüber den Gastgebern nur logisch.

Der Spielertypus Philipp Lahm steht in der Tradition der beharrlichen Malocher, die Weltmeister wurden: Fritz Walter & Helmut Rahn, Franz Beckenbauer & Paul Breitner, Lothar Matthäus & Andy Brehme. Mag auch Beckenbauer etwas Genialisches in die Wiege gelegt worden sein – diese Beispiele zeigen, dass nicht immer die Künstler auch die Titel absahnen, sondern die sehr guten Fußwerker.

Fußball bleibt auch nach Jahrhunderten ein Mannschaftssport. Nach all den Messis und Ronaldos auf dem Thron des Weltfußballers hat auch dieser Titel mal eine Erdung verdient. Philipp Lahm, der zurücktrat, als es am schönsten war, wäre die selbstverständlichste Wahl in der Geschichte der Auszeichnung.