Der Dassendorfer Maximilian Buhk hat sich als Fahrer in der GT-Klasse etabliert und flirtet mit dem Aufstieg in die DTM

Geesthacht. Gerade will sich Maximilian Buhk – den alle und auch er selbst nur Maxi nennen – zum kurzen Gespräch hinsetzen. Die Schale heiße Erbsensuppe balanciert er in der Hand, da vibriert das Handy. Gefährlicher Moment. Ein kurzer Blick auf das Display, die Miene hellt sich auf. Dann hat er sich aber schnell wieder professionell im Griff, reicht sein Smartphone an den Medienberater weiter. Es ist eine Anfrage, ob er am 30. Oktober bei AMG Mercedes einen Simulatortest für die DTM bestreiten kann.

Es läuft.

Wenn man den 21-Jährigen so sieht, ist man versucht zu fragen, ob er überhaupt schon einen Führerschein hat. Nerd-Brille, 1,68 Meter, 55 Kilogramm, ein Junge. Aber wehe, er sitzt in seinem 550 PS starken Auto. Da ist dann reine Entschlossenheit und Zielstrebigkeit. Da macht einer gerade eine Vollgas-Karriere in der Rennsportszene. Auf seinem Mercedes SLS AMG GT3 hat er fünf Rennen in dieser Saison gewonnen, steht kurz vor dem Gesamtsieg in der Blancpain GT Serie: „Das wäre ein weiterer großer Schub für meine Karriere, ein toller Abschluss des Jahres.“

Am Dienstag kehrte er mal wieder in den Norden zurück. Die Bindung an die Heimat ist groß. Der Vater ist erfolgreicher Geschäftsmann, gilt als „Kies-König“ von Geesthacht, die Familie wohnt in Dassendorf, Maxi hat inzwischen gemeinsam mit seiner Freundin eine Wohnung in Schwarzenbek. Er fühlt sich als Hamburger, als Hanseat und will auf jeden Fall im Norden bleiben. Nur die Liebe zum HSV, die ist kompliziert: „Das ist nicht gut für meine Nerven.“

Deshalb kam er auch gerne zum Heidbergring zurück, dort, wo einst im Kart alles begann. Das hat er ja mit vielen Erfolgreichen der PS-Branche gemeinsam. „Im Kart sieht man das Talent“, sagt Vater Andreas Buhk, der seinen Filius stets bei dessen Hobby unterstützt hat. Was kein Wunder ist, fuhr er doch einst selbst Formel-3-Rennen und der Opa bei der Rallye Monte Carlo.

Im Containerbistro der Rennstrecken hängt ein Foto von 2005 an der Wand, der zwölf Jahre alte Maxi kurvt im Kart siegreich über die 850 Meter lange Strecke. „Stolz“ ist er auf das Erreichte jetzt bei seiner Rückkehr, „ich habe doch nie damit gerechnet, wirklich mal so erfolgreich zu sein“. Ähnliche Jugendbilder im Kart gibt es übrigens auch von Michael Schumacher oder Sebastian Vettel. Aber die ... Maxi Buhk zuckt fast ein wenig zusammen. „Formel 1, das ist so weit weg, man muss auch realistisch bleiben.“

2010 stieg er in die ADAC Formel Masters in den „großen“ Motorsport ein, 2012 wechselte er zu den Tourenwagen ins private Heico- jetzt HTP-Team, wurde als jüngster Fahrer FIA GT3 Europameister, 2013 wählte ihn der ADAC zum Juniorenfahrer des Jahres. Bei HTP hat er in Rennleiter Norbert Brückner einen bekannten Förderer. Buhk fährt 22 Rennen in dieser Saison, siegte zuletzt am vergangenen Wochenende in Zolder (Belgien) und gewinnt mit Erfahrungen auch zunehmend an Selbstvertrauen. „Ich habe mir im letzten Jahr ein Standing erarbeitet, dass ich der erste Ansprechpartner im Team bin“, sagt er. Dabei muss er sich regelgemäß bei den Rennen das Auto mit Maximilian Götz teilen, gemeinsam stehen sie nach Erfolgen auf dem Podium und spritzen den Schampus. Ja, und? „Wir sind Partner im Auto und auf der Strecke. Aber wir haben beide das Ziel, die Nummer eins zu sein. Da gibt es auch Eigeninteressen.“

Auch deshalb traf ihn der Zwischenfall im August bis ins Mark. In der Slowakei hatte er nach einem Schaden sein Auto abgestellt, ein Streckenposten wollte abschleppen, Buhk das nach Rücksprache mit dem Team verhindern. Ein Wort gab das andere, das heißt: eigentlich nicht: „Der Mann konnte kein Deutsch und kein Englisch.“ Schließlich bekam Maxi Buhk vom Deutschen Motorsport-Verband die Rennlizenz entzogen („reine Willkür“), er konnte zwei Rennen nicht bestreiten, was ihn wohl die Titel in der Blancpain Sprintwertung und in der ADAC GT Masters kostet. „Nicht fahren zu können war meine bisher schlimmste Zeit“, sagt er. Und zusehen zu müssen, wie andere gewinnen.

Der Markt ist schließlich dünn. Motorsporttalente gibt es viele, die meisten träumen den großen Traum von Reichtum, Ruhm und Boxenludern. „Auch andere fahren schnell“, weiß Maxi Buhk. Er hat sich seinen Namen in der GT-Serie gemacht, wo Privatteams mit gekauften Autos im Wettstreit stehen und nicht Firmenwagen wie in der wesentlich populäreren DTM. Aber die DTM, das ist auch Fernsehen, die ARD, das sind große Stars, das ist ein Wunsch. Buhk flirtet ganz offen mit der Möglichkeit zum Um- und Aufstieg. „Die DTM wäre ein Ziel für mich, ich muss auch nicht immer einen Mercedes fahren.“ Noch hat er Option auf ein weiteres Jahr bei HTP. Aber wer weiß, das Casting läuft schon. „Ich habe schon Testfahrten in der DTM gemacht.“

Am kommenden Donnerstag geht es nach Baku (Aserbaidschan), dort steht am 1. und 2. November das letzte Rennen der Sprintserie an. Deshalb hat er auch keine Zeit zum Simulatortest bei Mercedes AMG. Um seine Zukunft aber, so scheint es, muss sich Maximilian Buhk keine Sorgen machen.