Basketballer der Hamburg Towers gewinnen vor 2000 Zuschauern ihr erstes Heimspiel in Wilhelmsburg gegen Bayer Leverkusen mit 74:64

Hamburg. Als sich 100 Sekunden vor Spielschluss die 2000 Zuschauer in der seit einer Woche ausverkauften Wilhelmsburger Inselparkhalle von ihren schwarzen Sitzen erhoben, den Hamburg Towers begeistert Beifall spendeten, da atmete Marvin Willoughby das erste Mal an diesem für ihn hoch emotionalen Tag tief durch, an dem er im Stillen dann doch die eine oder andere Träne verdrückt hatte. Es war geschafft, alles hatte geklappt, die Heimpremiere des neuen Hamburger Basketballteams war gelungen, auch sportlich. 74:64 (44:38) besiegten die Towers am Ende den deutschen Rekordmeister Bayer Leverkusen und setzten sich mit dem vierten Sieg im fünften Saisonspiel in der Spitzengruppe der Zweiten Bundesliga Pro A fest.

Für Towers-Sportchef Willoughby und -Geschäftsführer Pascal Roller, zwei der Väter des ambitionierten Projekts, war der Erfolg auf dem Feld nur eine schöne Randnotiz. Noch am Vortag hatten Handwerker bis in den Abend ihre letzten Arbeiten in der Halle verrichten, Beleuchtung, Beschallung und die LED-Werbebande feinjustieren müssen. Es wurde schließlich die von Roller angekündigte Punktlandung zum Tip-off am Sonntagnachmittag. Architekt Gernot Guzielski, zugleich Vorsitzender des Kooperationspartners SC Rist Wedel, freute sich mit ihm: „Es ist schön zu sehen, dass sich die besonderen Anstrengungen der vergangenen Wochen und Monate gelohnt haben.“

Komplett fertiggestellt wird die ehemalige Blumenhalle der Internationalen Gartenschau von 2013 wohl erst Ende November sein. „Wir haben nie einen anderen Termin kommuniziert“, betonte Guzielski. Der aufwendige Umbau kostet rund 13 Millionen Euro. Aber bereits am 9. November, im übernächsten Heimspiel gegen rent4office Nürnberg, sollen die beiden Kopftribünen hinter den Körben weiteren 1000 Besuchern Platz bieten, die grauen Betonwände einen Anstrich bekommen haben und die Umkleidekabine der Towers bezugsfertig sein.

Doch schon der Ist-Zustand begeisterte das neugierige Publikum. „Ein Traum ist wahr geworden“, sagte der frühere deutsche Nationalspieler Wilbert Olinde, der einst als einer der ersten US-Amerikaner in den 1980er-Jahren in Göttingen die Bundesliga eroberte und seit Langem in Hamburg lebt. Auch Jens Kujawa aus Winsen, Europameister 1993 mit der deutschen Nationalmannschaft, war angetan: „Diese Halle hat der Hamburger Basketball gebraucht.“ Und das Publikum hat sie sofort angenommen. „Die Stimmung war für den ersten Auftritt der Towers fantastisch“, meinte Olinde. Der noch kleine, lautstarke Fanblock der Towers, der das Spiel stehend hinter dem Korb verfolgt hatte, hatte daran großen Anteil.

Nach vier Auswärtsspielen zum Saisonstart fühlt sich die Mannschaft nun endlich in Hamburg angekommen. „Meine Mutter, mein Bruder waren da, ganz viele Freunde und Bekannte. Das war großartig, hier vor ihnen spielen zu dürfen“, erzählte Vincent Kittmann hinterher, der Hamburg einst verließ, um professionell Basketball spielen zu können und jetzt in seine Geburtsstadt zum Basketballspielen zurückkehren konnte. Mit 13 Punkten war der 25-Jährige zugleich bester Schütze der Towers. Schönen Dunk! Gleich drei dieser spektakulären Korbleger waren Kittmann gelungen, was auf den Rängen großen Jubel auslöste. Auch für Hamed Attarbashi, den Trainer der Towers, war das erste Heimspiel ein besonderer Moment. „Das Frühstück vor dem Spiel zu Hause, nicht wie bisher auswärts im Hotel. Und dann die Anfahrt zur Halle, das Kribbeln der Leute zu spüren, das war schon etwas ganz Spezielles. Monatelang haben wir auf diesen Moment gewartet und auf ihn hingearbeitet.“

Das Spiel geriet bei all diesen Emotionen fast zur Nebensache. Es war dann auch kein besonders gutes der Towers. Die Abwehr hatte nicht wie in den vergangenen Spielen den Zugriff auf den Gegner, die eigenen Chancen wurden phasenweise nur mangelhaft genutzt. Die bessere Athletik entschied.

„Alle waren ein bisschen nervös. Aber wir haben gekämpft, gekämpft und gekämpft. Das will ich sehen, das wollen die Zuschauer sehen. Und deshalb bin ich zufrieden“, sagte Attarbashi. Was mit seiner Mannschaft möglich sein könnte, wenn sich sein Team erst gefunden hat, die Halle zur täglichen Trainingsstätte geworden ist, daran will der Trainer im Moment nicht denken. „Ich weiß gar nicht, wo wir in der Tabelle stehen“, sagt er. „Wir müssen uns weiter auf das konzentrieren, was ansteht, und das bleibt immer das nächste Spiel. Mit dieser Einstellung sind wir bislang sehr gut gefahren.“

Wie die Halle seien auch die Towers noch lange nicht fertig, meinte Willoughby, als ihm am späten Abend alle zur gelungenen Einweihungsfeier gratuliert hatten. Erst wenn die eigene Jugendarbeit die ersten Stammspieler hervorbringe, sei das aufgegangen, was man hier vor Jahren in Wilhelmsburg gesät habe. Talente gibt es genug. Im Vorspiel besiegten Willoughbys Piraten die Hittfeld Sharks im Stadtduell der Nachwuchs-Bundesliga mit 85:68. Das war für ihn fast ebenso wichtig wie der anschließende Sieg der Profis.

Das Schlusswort hatte Roller schon vor dem ersten Sprungball gesprochen: „Das war heute nur der Startschuss. Ich hoffe, es geht hier noch viel, viel weiter.“ Das nächste Heimspiel folgt am 31. Oktober (19.30 Uhr) gegen Paderborn.