Ein Kommentar von Björn Jensen

Man sollte keine Symbolik darin vermuten, dass am Donnerstag, als die Zukunft des deutschen Berufsboxens an zwei sehr unterschiedlichen Orten eingeläutet wurde, der Sauerland-Stall ins mondäne Berliner Luxushotel Adlon lud und Marco Huck in die eher zweckmäßig eingerichtete Zentrale des Bundes Deutscher Berufsboxer in Kaltenkirchen. Wessen Weg glamouröser verlaufen wird, entscheidet sich nämlich weiterhin nur im Boxring.

Viel wurde in der Faustkampfszene diskutiert, ob Hucks Abschied von Sauerland der Sargnagel für den Platzhirsch unter den deutschen Promotern sein wird oder ob der Cruisergewichts-Weltmeister mit dem Schritt in die Selbstständigkeit in sein Verderben rennt. Betrachtet man die Sachlage nüchtern, erscheint keins der beiden Extreme zwangsläufig. Für beide Seiten ist der Neuanfang ohne den langjährigen Partner eine Chance.

Natürlich kann man den Promoter verstehen, der zürnt, weil sein mit viel Geld aufgepäppeltes Zugpferd den Stall just verlässt, wenn es den größten Gewinn abwirft. Aber wer wollte es andererseits dem Sportler verdenken, dass er seinen hart erkämpften Ruhm und dessen monetäre Segnungen nicht mehr teilen möchte mit einem Promoter, dessen Aufgaben er selbst erledigen zu können glaubt? Ohne Stars wäre das Boxen uninteressant für die Masse der Sportfans. Ohne Promoter, die viel Geld in den Aufbau von jungen Talenten investieren, gäbe es keine Stars. Insofern war Donnerstag, der 9. Oktober, ein guter Tag für das Profiboxen in Deutschland. Weil er die Hoffnung nährt, dass beide Systeme erfolgreich sein können.