Suzuka. Sebastian Vettel zu Ferrari. Acht Jahre nach dem Ende der Ära Michael Schumacher wieder ein Deutscher in Maranello. Diese Nachricht hat die Formel-1-Welt am Wochenende elektrisiert, längst ist es mehr als nur ein Gerücht. Doch letzte Gewissheit gab es auch bei der Abreise aus Japan am Sonntagabend noch nicht, den spektakulärsten Transfer der jüngeren Vergangenheit wollten weder Vettel noch die Scuderia bestätigen.

Lieber sprach der 27-Jährige über die Gründe für seinen Abgang bei Red Bull nach sechs Jahren und vier WM-Titeln. „Ich laufe vor nichts davon“, stellte Vettel mit Blick auf die trotz seines dritten Platzes in Suzuka enttäuschende Saison klar. „Irgendwann verlässt man eben sein Zuhause, und so fühlt es sich für mich an: Als würde ich meine Heimat hinter mir lassen“, sagte der Heppenheimer gerührt: „Aber ich habe das Verlangen, etwas Neues zu tun, etwas Neues zu erschaffen.“

Bei Ferrari soll Vettel seinen Langzeitrivalen Fernando Alonso ersetzen – und er würde dort auf den Spuren seines Idols Michael Schumacher wandeln, der von 2000 bis 2004 fünf Fahrertitel nach Maranello holte. Red-Bull-Teamchef Christian Horner sagte, Ferrari habe Vettel „ein sehr attraktives Angebot“ gemacht, Motorsportberater Helmut Marko stellte fest: „Ferrari ist für jeden Rennfahrer ein Mythos, das würde ich komplett verstehen.“

Und der Wechsel scheint für alle Beteiligten Sinn zu machen. Auf der einen Seite die lahmende Scuderia, die nach Jahren ohne Titel den Neuanfang sucht. Auf der anderen Seite steht Vettel, der bei Red Bull nichts mehr beweisen muss – sich als Aufbauhelfer in Maranello aber ein Denkmal setzen könnte. „Der Grund“, schrieb der englische „Guardian“, „ist nicht Geld oder gar ein schnelles Auto. Vettel folgt der Versuchung, für den letzten großen Mythos der Formel 1 zu fahren.“