Bundestrainer Joachim Löw will den nächsten großen Schritt zur EM 2016 mit seinen Weltmeistern machen. Er hat keine andere Wahl. Mit Polen und Irland folgen nun die schwersten Gruppengegner.

München. Letzte Kraftanstrengung im Zeichen der vier Sterne: Mit einem Stamm aus Weltmeistern will Bundestrainer Joachim Löw den nächsten großen Schritt zur EM 2016 in Frankreich machen. Wenn Löw am Donnerstag sein Aufgebot für die richtungweisenden EM-Qualifikationsspiele am 11. Oktober in Warschau gegen Polen und am 14. Oktober gegen Irland in Gelsenkirchen (beide 20.45 Uhr/RTL und im Liveticker bei abendblatt.de) bekannt gibt, dürfte es kaum Überraschungen geben. Die Helden von Rio müssen es nochmal richten, eine Pause bekommen sie erst im November. Löw hat keine andere Wahl.

„Die wirklich schweren Spiele kommen jetzt in Polen und gegen Irland“, sagte Löw zuletzt. Schwer deshalb, weil viele seiner Stammkräfte wegen der WM und der jüngsten englischen Wochen geschlaucht sind, oder noch immer ausfallen. Löws neuer Kapitän Bastian Schweinsteiger steht wegen anhaltender Knieprobleme nach wie vor nicht zur Verfügung. In Sami Khedira und Benedikt Höwedes fallen zwei weitere Weltmeister verletzt aus. Überdies muss Löw auf Marco Reus, Ilkay Gündogan und Mario Gomez verzichten, ein Comeback von Holger Badstuber ist nach dessen erneuter Verletzung in weite Ferne gerückt.

„Die Monate bis zum Jahresende werden unglaublich schwer für uns“, sagte Löw deshalb Mitte September im kicker: „Wir müssen erst einmal wieder einen Schritt zurückgehen, uns stabilisieren und schauen, dass wir möglichst viele Spieler haben, die in einer körperlich guten Verfassung sind und sich nicht ständig mit Verletzungen rumschlagen.“ Ein Zurücklehnen duldet Löw nicht. Schon Platz drei in der Quali-Gruppe D, in die Deutschland mit einem 2:1 gegen Schottland startete, könnte für das Ticket nach Frankreich reichen. Aber „unser Anspruch ist, die Gruppe zu gewinnen“, betonte Löw selbstbewusst.

Deshalb müssen es gegen den Weltranglisten-70. Polen um Kapitän Robert Lewandowski und gegen Irland (62.) die Weltmeister richten, die noch übrig sind. Und das sind nach den Rücktritten von Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker sowie abzüglich des verletzten Trios immerhin noch 17 Mann. Darunter auch der genesene Abwehrchef Mats Hummels und Shkodran Mustafi, der inzwischen bei seinem neuen Klub FC Valencia Fuß gefasst hat. Zumindest für Mustafi könnte der Quali-Doppelpack aber trotzdem zu früh kommen.

Löw geht im November auf Wünsche der Spitzenclubs ein


Die Stammkräfte bekommen erst im Spätherbst eine Pause. Nach dem letzten Quali-Spiel am 14. November gegen Gibraltar in Nürnberg will Löw vier Tage darauf die Wünsche der Spitzenclubs berücksichtigen und beim Test in Vigo gegen Europameister Spanien einige von ihnen schonen.

Zunächst müssen Manuel Neuer und Co. aber noch einmal ran. Dazustoßen könnten diesmal auch wieder die Bender-Zwillinge Sven und Lars, die die WM verletzungsbedingt verpasst hatten. Viele ganz neue Gesichter dürfte es trotz der ein oder anderen Baustelle aber nicht geben. Der heißeste Kandidat auf eine erstmalige Nominierung ist Leverkusens Karim Bellarabi. Der gebürtige Berliner, der auch für Marokko oder Ghana spielen könnte, könne „ein interessanter Spieler für uns werden“, sagte Löw.

Unwahrscheinlich ist es, dass Löw eines der Talente beruft, die sein früherer Assistent Hansi Flick vor kurzem ins Gespräch gebracht hatte. Die nämlich sind zeitgleich mit der U21 in den Play-offs zur EM 2015 gegen die Ukraine gefordert. Rücksicht nehmen auf die Belange von U21-Coach Horst Hrubesch wird Löw dennoch nicht. Das A-Team habe „Vorrang“, sagte er über eine mögliche Abstellung von Julian Draxler oder Antonio Rüdiger, „es macht wenig Sinn, die Spieler hin- und herzuschieben“. Einen Neuling hat Löw aber auf jeden Fall dabei: Seinen neuen Co-Trainer Thomas Schneider.