Ein Kommentar von Achim Leoni

Die Staatsanwaltschaft Bozen hat dem Nationalen Olympischen Komitee Italiens gerade ein verheerendes Zeugnis bei der Doping-Bekämpfung ausgestellt. Laut den Ermittlern seien die Kontrollen in den Jahren „auf dramatische Weise unzureichend“ gewesen, berichtet eine Zeitung. Nun drohen einigen Funktionären sogar Ermittlungen wegen Beihilfe zum Doping.

In Deutschland wäre ein solcher Vorgang undenkbar – was nicht heißt, dass unser Kontrollsystem so gut ist. Der Kampf gegen Betrug im Sport ist schlicht Sache der Verbände und nicht der staatlichen Justiz. Damit soll es bald vorbei sein. Nach einem Gesetzentwurf, der dem Deutschlandfunk und der „Berliner Zeitung“ vorliegt, soll Doping zum Straftatbestand werden. Besitz von Dopingmitteln kann demnach nicht mehr nur wie bisher „in nicht geringen Mengen“ geahndet werden. Betrügern drohen Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren, ihre Preisgelder können eingezogen werden.

Ein solches Gesetz ist überfällig. Die bisherige rechtliche Handhabung, wonach die „eigenverantwortliche Selbstschädigung“ laut Arzneimittelgesetz nicht strafbar ist, wird dem modernen Sport, der längst auch ein Wirtschaftszweig geworden ist, nicht mehr gerecht. Ein professioneller Sportler, der betrügt, schadet nicht nur seinen Konkurrenten, er betrügt auch Fans, die seine Marken kaufen, Veranstalter, die Prämien zahlen, Sponsoren, die den Glanz seiner Erfolge suchen – und vor allem alle, die in ihm ein Vorbild sehen. Die sportrechtlichen Möglichkeiten der Bestrafung waren offenbar nicht Abschreckung genug. Jetzt darf auf einen saubereren und gerechteren Sport gehofft werden.