Wie die Hockeydamen des Harvestehuder THC von den Erfolgen der Herrenmannschaft profitieren – und warum die Derbys gegen den UHC Treffen mit dem Vorbild sind

Hamburg. Tief durchatmen, ja, das musste sie schon, als Cito Aufenacker Ende August bei der Saisoneröffnungsparty im Clubhaus vor Mitgliedern und Sponsoren als Saisonziel für die Hockeydamen das Erreichen der Endrunde um die deutsche Meisterschaft propagierte. Der Präsident des Harvestehuder THC ist für seine Geistesblitze so anerkannt wie berüchtigt, seinem Elan und seinen Ideen verdankt der Verein, dass er wieder als Hort des Erfolges wahrgenommen wird. Doch Friderike Hauschildt wusste, dass Aufenacker diesmal übertrieben hatte. „Für uns ist das Saisonziel einzig der Klassenerhalt“, sagt die 26 Jahre alte Kapitänin des HTHC-Bundesligateams.

Wer nach fünf Spielen auf die Tabelle schaut, der weiß, warum sie das sagt. Punktlos zieren die Schwarz-Gelben vom Voßberg das Tabellenende, und es gibt wenig Hoffnung, dass sich dies nach dem Derby an diesem Sonnabend (12 Uhr, Barmbeker Straße) gegen den Titelfavoriten Uhlenhorster HC geändert haben wird. Dass sie dennoch nicht durchdrehen beim HTHC, sondern in Ruhe weiterarbeiten, das hat viel damit zu tun, dass sich nach langen Jahren des Prassens und ebenso harten Jahren des Darbens mittlerweile eine Erkenntnis durchgesetzt hat: Nicht auf kurzfristige Effekte zu hoffen, sondern sich langfristig und nachhaltig zu entwickeln, so lautet das Credo der Hockey-Leistungsteams.

Die Herren haben dabei den Umbruch, der die Damen nach dem Abgang dreier Führungsfiguren in diesem Sommer gerade beschäftigt, auf beeindruckende Weise umgesetzt. Cheftrainer Christoph Bechmann hat ein Team aufgebaut, das strukturell stetig gewachsen ist und das sich in der vorangegangenen Spielzeit mit dem Gewinn der Europapokale in Feld und Halle und dem deutschen Feldmeistertitel belohnte.

Wer nun vermutete, die Damen könnten unter dem Eindruck der Erfolge des Herrenteams einbrechen und sich in der öffentlichen Wahrnehmung krass benachteiligt fühlen, der irrte gewaltig. „Wir haben die Erfolge der Herren als großen Ansporn wahrgenommen“, sagt Friderike Hauschildt. Das Gemeinschaftsgefühl im HTHC ist enorm ausgeprägt, man schaut sich, wann möglich, gegenseitig bei den Spielen zu. „Wir neiden uns nichts, es ist sogar so, dass wir uns über unsere Siege nicht so sehr freuen, wenn die Damen ihre Spiele verlieren. Hockey ist ein Teamsport, und wir leben den Vereinsgedanken intensiv“, sagt Tobias Hauke.

Die Herrenspieler Hauke, Körper und Walter helfen im Damen-Training aus

Der 27 Jahre alte Welthockeyspieler des Jahres 2013 ist Kapitän der HTHC-Herren, die am Sonnabend um 14 Uhr ebenfalls zum Stadtduell mit dem UHC antreten. Wann immer es ihm neben seinem Job in der Pressestelle des HSV und dem eigenen Hockeyleben möglich ist, unterstützt Hauke das Damenteam, in dem seine Freundin Alina Fischer eine tragende Rolle spielt, in der Trainingsarbeit oder auch als Balljunge. Auch Torhüter Tobias Walter und Eckenspezialist Michael Körper versuchen ihre Erfahrungen an die Damen weiterzugeben. „Das hilft uns sehr, wir können daraus eine Menge mitnehmen“, sagt Friderike Hauschildt.

Das doppelte Stadtderby ist für den HTHC wie eine Verabredung mit dem großen Vorbild. „Natürlich wollen wir irgendwann dort sein, wo der UHC seit Jahren ist“, sagt die in der Abwehr eingesetzte Medizinstudentin, „aber wir wissen, dass wir einen weiten Weg vor uns haben.“ Obwohl die Herren derzeit auf Augenhöhe mit den „Uhlen“ agieren, sieht auch Hauke einige Dinge, in denen man dem Rivalen nacheifern könne. „Die Nachwuchsarbeit des UHC ist vorbildlich, außerdem spielen sie seit vielen Jahren immer um Titel. Diese Langfristigkeit müssen wir erst noch nachweisen“, sagt er. Dennoch sind beide Kapitäne überzeugt davon, dass mittelfristig niemand mehr tief durchatmet, wenn der Präsident hohe Ziele formuliert – sondern jeder nur noch zustimmend mit dem Kopf nickt.