Kattowitz. Überglücklich und minutenlang umarmten sich Deutschlands Volleyballer. Mit einem Kraftakt sicherte sich die Mannschaft von Bundestrainer Vital Heynen die erste WM-Medaille seit 44 Jahren. Nur 18 Stunden nach der schmerzhaften 1:3-Niederlage im Halbfinale gegen den Gastgeber und späteren Weltmeister Polen holte sich das Team um Starangreifer Georg Grozer mit einem 3:0 (25:21, 26:24, 25:23) gegen Frankreich die Bronzemedaille. Nach Gold für die DDR 1970 war es erst der zweite deutsche Podestplatz der WM-Geschichte.

„Mein Deutsch genügt nicht, um das auszudrücken, was ich fühle. Ich habe immer an uns geglaubt“, sagte der Belgier Heynen ergriffen. „Ich habe eine großartige Mannschaft.“ Außenangreifer Denis Kaliberda war ebenfalls überwältigt: „Ein geiles Gefühl. Wir gehen hier mit Bronze raus, das ist unglaublich.“ Um Fassung rang auch Grozer, der mit seinen beiden Töchtern tanzend durch die Halle zog: „Ich kann das nicht glauben, habe immer noch Tränen in den Augen, wenn ich daran denke. Man muss das erst mal realisieren.“ Thomas Krohne, der Präsident des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV), lud das Team am Abend spontan zu einem Festessen ein.

In den drei strapaziösen WM-Wochen feierte das Team neun Siege in 13 Partien und machte dabei beste Werbung für den deutschen Volleyball. Nach dem Viertelfinal-Aus bei den Olympischen Spielen 2012 in London und der Europameisterschaft 2013 in Dänemark und Polen – jeweils gegen Bulgarien – ist die Mannschaft nun in der Weltspitze angekommen.

In sein letztes Turnierspiel war das deutsche Team als Außenseiter gegangen – schließlich hatte es am Dienstag in der dritten WM-Runde noch mit 0:3 gegen Frankreich verloren. Zudem war Topscorer Grozer angeschlagen, er spielte mit einer Bandage am lädierten rechten Oberschenkel. Auch mental waren einige Spieler nach der unnötigen Niederlage gegen Polen angeknockt – doch das war beim Gegner nach der 2:3-Pleite im Halbfinale gegen Titelverteidiger Brasilien ähnlich.

Das DVV-Team mobilisierte noch einmal seine letzten Kräfte. Grozers Miene war zwar schmerzverzerrt, aber auch der wichtigste deutsche Spieler punktete mit gewohnt kraftvollen Schlägen. „Wir wollten diesen Sieg einfach unbedingt, das hat man uns in jeder Minute angemerkt“, sagte Grozer. Am Ende verwandelten die Deutschen ihren zweiten Matchball. Jetzt ist eine Medaille 2016 bei Olympia in Rio de Janeiro das nächste große Ziel.

Für Gastgeber Brasilien wird es die Gelegenheit zur WM-Revanche sein. Im Finale in Kattowitz musste sich der große Favorit, der seit 2002 dreimal in Folge Weltmeister wurde, zur Verzückung von 12.500 Fans überraschend dem Gastgeber mit 1:3 geschlagen geben. Für die Polen war es 40 Jahre nach ihrem Triumph in Mexiko der zweite Titel in der WM-Geschichte.