Der beste Weitschuss aller Zeiten im Video: Moritz Stoppelkamp führt den SC Paderborn zum Spitzenspiel bei Bayern München. Auch drei HSV-Profis unter den Rekordschützen.

Paderborn/Hamburg. Dieser Bundesliga-Rekord wird wohl nie gebrochen: Aus 83 Metern erzielte Paderborns Moritz Stoppelkamp das 2:0 gegen Hannover 96. „Ich wusste nicht, dass ich überhaupt soweit schießen kann“, sagte Stoppelkamp im TV-Sender „Sky“. über seinen Wahsninns-Treffer. Er verbesserte die alte Marke von Giorgos Tzavellas (Eintracht Frankfurt) vom 12. März 2011 bei Schalk gegen Frankfurt um gleich zehn Meter. Man dürfte also behaupten, Stoppelkamps Tor war der beste Weitschuss aller Zeiten in der über 50-jährigen Bundesliga-Geschichte.

Und jetzt kommt es zum ungewöhnlichsten Spitzenspiel in der Fußball-Bundesliga. Der SC Paderborn spielt am Dienstag beim FC Bayern München. Da war doch was. Die Familie Rummenigge stammt aus Lippstadt. Die Gegend ist sozusagen erblich vorbelastet durch einen hohen Anteil guter Fußballer. Und Karl-Heinz Rummenigge ist nach seiner Profikarriere in München heute Chef der Bayern.

Paderborn, der selbsternannte „krasseste Außenseiter“ überhaupt, feiert seine Erfolge und den weiteren Rekord, noch ohne Gegentor zu sein. „Es ist für uns wirklich ein Traum, vier Spiele in Folge nicht verloren und den ersten Bundesliga-Heimsieg der Vereinsgeschichte eingefahren zu haben. Ja, wir haben eine breite Brust“, sagte Trainer André Breitenreiter.

Er hatte allen Grund zur Euphorie. Da war vor allem der Schlusspunkt einer tollen Partie. Beim Stande von 1:0 durch das dritte Saisontor von Elias Kachunga (71.) drosch Stoppelkamp den Ball von der eigenen Strafraumgrenze in Richtung Hannoveraner Gehäuse, das von Weltmeister Ron-Robert Zieler zur letzten 96-Attacke verlassen worden war. Und die Kugel rollte tatsächlich zum 2:0 (90.+3) über die Linie.

Der 27-Jährige Stoppelkamp, einst in Hannover unter Vertrag und seit Saisonbeginn in Ostwestfalen, war das Gesicht einer erstaunlichen Fußball-Geschichte. Seit Jahren spielte der mit kräftiger Unterstützung des Möbel-Unternehmers Wilfried Finke aufgebaute Club im Vorderfeld der 2. Liga. 2013 wurde Breitenreiter verpflichtet, am 11. Mai dieses Jahres feierte ganz Paderborn nach einem 2:1 gegen den VfR Aalen den erstmaligen Einzug in die Bundesliga.

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Im Zuge dieser sportlichen Entwicklung entstand die schmucke Benteler-Arena vis a vis vom Stammsitz der Finke'schen Möbelhauskette, ein Trainingszentrum soll nun folgen. Derzeit müsse man bei bei „Schnee und Eis nach Ausweichmöglichkeiten suchen“, berichtete Breitenreiter bei seinem Besuch im ZDF-Sportstudio.

Der 40-Jährige ist für die Ostwestfalen bislang ein Glücksgriff. „Wir haben eine geile Truppe, ein geiles Trainerteam und ein geiles Umfeld“, bestätigte Stoppelkamp, der die Tugenden des Teams wie folgt beschrieb: „Wir rackern, kämpfen, spucken, beißen, kratzen, jeder ist für den anderen da. Wir haben in den ersten vier Spielen bewiesen, dass wir bundesligatauglich sind.“

Das will man nun auch in München zeigen. „Wir fahren nach München, um das Spiel zu genießen“, sagte Breitenreiter und versuchte, ein wenig Dampf aus dem Hype zu nehmen: „Ich bin keiner, der nach so einer Serie größenwahnsinnig wird. Das ist eine Momentaufnahme, wir sammeln Punkte für den Klassenerhalt und sind bescheiden.“

Das sind die Tore aus der größten Distanz in der Bundesliga-Geschichte:

1. Moritz Stoppelkamp (SC Paderborn) aus 83 Metern (20. September 2014 bei Paderborn-Hannover)

2. Giorgos Tzavellas (Eintracht Frankfurt) aus 73 Metern (12. März 2011 bei Schalke-Frankfurt)

3. Klaus Allofs (1. FC Köln) aus 70 Metern (31. März 1986 bei Köln-Leverkusen)

4. Diego (Werder Bremen) aus 62 Metern (20. April 2007 bei Bremen-Aachen)

5. Alex Alves (Hertha BSC) aus 52 Metern (30. September 2000 bei Berlin-Köln)

6. Fabian Ernst (Werder Bremen) aus 52 Metern (26. Oktober 2002 bei Bremen-Dortmund)

7. Mike Hanke (Schalke 04) aus 50 Metern (17. April 2004 bei Schalke-Leverkusen)

8. Bernd Schneider (Bayer Leverkusen) aus 50 Metern (17. März 2001 bei Dortmund-Leverkusen)

9. Siegfried Reich (Hannover 96) aus 49 Metern (22. März 1988 bei Stuttgart-Hannover)

10. Marcelinho (Hertha BSC) aus 48 Metern (9. April 2005 bei Berlin-Freiburg)

11. Bernd Schuster (Bayer Leverkusen) aus 48 Metern (28. August 1994 bei Leverkusen-Frankfurt)

12. Sebastian Langkamp (Karlsruher SC) aus 47 Metern (18. April 2009 bei Leverkusen-Karlsruhe)

13. Fabian Ernst (Werder Bremen) aus 46 Metern (5. April 2003 bei Dortmund-Bremen)

14. Tolgay Arslan (HSV) aus 46 Metern (6. Oktober 2013 bei Nürnberg-Hamburg)

15. Juan Arango (Borussia Mönchengladbach) aus 44 Metern (9. Dezember 2012 bei Mönchengladbach-Mainz)

16. Hakan Calhanoglu (HSV) aus 41 Metern (22. Februar 2014 bei Hamburg-Dortmund)

17. Ze Roberto (HSV) aus 40 Metern (4. Oktober 2009 bei Berlin-Hamburg)