Der Estering ist einzige deutsche Station der Rallyecross-WM. Die Stars heißen Ekström und Solberg

Buxtehude. Waghalsig raste der weiße Rallyecross-Wagen von Mattias Ekström mit seinen 560 PS am Donnerstag durch das beschauliche Buxtehude. Direkt zwischen Möbel Dreyer und dem Modekaufhaus Stackmann schleuderte der Audi S1 mit ausbrechendem Heck und knallendem Auspuff um die Kurven, ließ Reporter und Fans hinter dem rot-weißen Absperrband erschreckt weghüpfen und kreiselte um die eigenen Achsen, bis die Bremsspuren immer schwärzer wurden. Kurzum: Vor dem Premierengastspiel der WRX FIA World Rallyecross Championship auf dem Estering, der neunten von zwölf WM-Stationen, an diesem Wochenende herrschte Ausnahmezustand in der 40.000-Einwohner-Stadt im Landkreis Stade.

Einziger Haken der ansonsten perfekten PR-Show zu Hardrock-Klängen: Aus dem Boliden des RX-Teams mit Ekström-Aufkleber stieg nur der Kollege des Superstars: dessen junger schwedischer Landsmann Pontus Tidemand, weil Ekström am Hamburger Flughafen nicht rechtzeitig seinen Mietwagen bekam. Tidemand wiederum war aber auch ziemlich cool drauf: „Ach was, das war doch nicht schnell – nur 80“, sagte er, und ja, Spaß habe es gemacht, „aber so eine Fußgängerzonen-Vorstellung ist reguläres Business.“

Rallyecross, diese Mischung aus Rallye und Rundstrecke auf wechselndem Fahrbahnbelag (Schotter und Asphalt) und Autos mit bis zu 600 PS unter der Haube, bietet Spektakel pur – und wurde zu diesem Jahr aufgewertet. Die EM-Serie wurde zu einer WM ausgebaut, und Buxtehude jubelt darüber, die einzige deutsche Station zu sein. Bei der Pressekonferenz in der Jeansabteilung des Modehauses begrüßte die stellvertretende Bürgermeisterin Christel Lemm euphorisch die Fahrer. Die Veranstalter verweisen auch stolz darauf, dass sie mit 41 Startern in der Königsdisziplin „Super Car“ das hochklassigste Feld der jungen WM-Historie haben.

Aktuell führt der norwegische Citroën-Pilot Petter Solberg die WM-Wertung an, der Rallye-Weltmeister von 2003. Der zweifache DTM-Champion Ekström liegt auf dem 13. Rang. Auf Platz 34 wird ein gewisser Jacques Villeneuve aus Kanada geführt. Die Veranstalter verrieten hinter vorgehaltener Hand, dass der ursprünglich auch in Buxtehude angekündigte Formel-1-Weltmeister von 1997 wegen erwiesener Erfolglosigkeit fehlt. Sein Sponsor zog die Reißleine und hat ihn aus dem Cockpit genommen.

Der gastgebende Automobilclub Niederelbe (ACN) ist angesichts des bisher größten Ereignisses in der Vereinsgeschichte schon ziemlich aufgeregt. 3500 Karten waren bis Donnerstag weg, viermal so viele wie im vergangenen Jahr. Man hofft auf 10.000 Zuschauer – dann wäre die Strecke erstmals in der Geschichte ausverkauft. Sogar Argentiniens Sportminister habe sich angekündigt, am Wochenende seien alle Hotels in Buxtehude ausgebucht.

Und schließlich, als die Mikros der Pressekonferenz bereits verstummt waren, tauchte noch ein abgehetzter Ekström auf. In Superdeutsch ließ er wissen, dass der Estering eine „sehr alte, perfekte Rallyecross-Strecke“ sei. Dann kann es ja losgehen.

Zeitplan: Sonnabend: 11 Uhr freies Training, ab 13.30 Uhr 1. und 2. Vorlauf aller DivisionenSonntag: 9.45 Uhr Vorläufe 3 und 4; 14 Uhr Halbfinale und Finale, 15.45 Uhr Finale Super Cars.