Rothenbaum-Turnierdirektor Michael Stich wird nicht als DTB-Präsident kandidieren. Bei einer Sitzung der Landesverbandspräsidenten bekam der ehemalige Wimbledon-Sieger keine Mehrheit.

Hamburg. Kein Stich für den DTB: Ulrich Klaus soll den Deutschen Tennis Bund (DTB) aus der Krise führen, die „große Lösung“ Michael Stich ist offenbar endgültig vom Tisch. Der Wimbledonsieger fand auf einer Sitzung der mächtigen DTB-Landeschefs in Offenbach keine Unterstützung – im Gegensatz zu Klaus, der mit seinem Konzept „Unser DTB“ angeblich eine „große Mehrheit“ hinter sich vereint hat.

Nach dem klaren Votum der Präsidenten der Landesverbände gilt die Wahl des 64-jährigen Klaus, der seit elf Jahren den Verband Rheinland-Pfalz leitet, am 16. November in Berlin als sicher. „Ich gehe nicht davon aus, dass sich an dem Stimmungsbild noch etwas ändert“, sagte Robert Hampe, der Sprecher des Bundesausschusses und Präsident des westfälischen Verbandes.

Hampe gehörte zu den wenigen Stich-Befürwortern in der Runde, stieß aber mit seiner Parteiname für den ehemaligen Weltklassespieler bei den meisten Kollegen auf taube Ohren. „Der Name Michael Stich wurde am Samstag thematisiert, sogar relativ umfangreich, fand aber bei den meisten der Landesverbandspräsidenten keine Fürsprache“, sagte Hampe. Er war im Gespräch mit dem SID ob der deutlichen Abfuhr für Stich um Fassung bemüht.

Stich selbst wollte sich zu der Thematik nicht äußern. Fakt ist: Die meisten der Landeschefs mieden den Querdenker auch in Offenbach mal wieder wie der Teufel das Weihwasser. „Mein Vorschlag, Michael Stich noch anzuhören, wurde abgelehnt“, sagte Hampe. Demnach erhält der Wimbledonsieger von 1991 noch nicht mal mehr die Chance, sein dem Vernehmen nach bis ins letzte Detail durchstrukturierte Konzept persönlich vorzustellen.

Die Mehrzahl des Mitglieder soll befürchtet haben, Stich könne in einen Interessenkonflikt als DTB-Präsident und Direktor des ATP-Turniers am Hamburger Rothenbaum geraten. Zudem seien laut Hampe „nicht alle Inhalte seiner Vorstellungen angekommen“. Im Gremium habe es „eine große Mehrheit für Herrn Klaus“ gegeben, sagte Stich-Befürworter Hampe.

15 der insgesamt 18 Landeschefs waren bei dem Treffen anwesend, auf dem Klaus sein Konzept „Unser DTB“ vorstellte. Dies sei „positiv aufgenommen worden“, hieß es in einer Verbandsmitteilung.

„Die Präsidenten haben Klaus gebeten, mit seinem Team die Nachfolge des scheidenden Präsidenten Dr. Karl Altenburg anzutreten.“ Altenburg hatte nach nur drei Jahren im Amt seinen Rückzug für kommenden November angekündigt. Details von Klaus' Konzept veröffentlichte der Verband nicht, über die Visionen des neuen starken Mannes ist nichts bekannt.

Ob der ehemalige stellvertretende Schulleiter eines Koblenzer Gymnasiums tatsächlich breite Unterstützung in der deutschen Tennis-Szene finden wird, bleibt abzuwarten. Unter anderem Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner hatte sich bereits vehement für Stich ausgesprochen. Sie bezeichnete ihn als „perfekten Repräsentanten, der neue Türen öffnen könnte“.

In der Tat muss der DTB befürchten, dass sich der weithin unbekannte Klaus als Repräsentant schwerer tut als ein Vertreter des Kaliber Stich bei Gesprächen mit Sponsoren, Vermarktern oder Politikern. Dabei sind diese notwendiger denn je: Dem DTB laufen seit Jahren die Mitglieder weg. An allen Ecken und Enden fehlt das Geld.