Hamburg. Auf Diplomatie hatte Joachim Mahn am Sonnabend überhaupt keine Lust. „Was mich wahnsinnig ärgert, ist die Art und Weise des Umgangs miteinander“, schimpfte der Cheftrainer der Bundesliga-Hockeyherren des Clubs an der Alster nach der 1:6-Schlappe gegen den Berliner HC, „am Ende hatte das etwas von Selbstzerfleischung. Das sind Dinge, die wir bislang nicht kannten, und die mich sehr überraschen. Einige Spieler müssen ihre Denkweise komplett verändern. Es geht hier nicht darum, was der Einzelne rausziehen kann, sondern was jeder dem Team geben kann!“

Auch wenn die Brandrede des Trainers Wirkung zeigte und am Sonntag beim 3:4 gegen Blau-Weiß Berlin eine Verbesserung der internen Kommunikation nach sich zog, steht unter dem Strich nach nur einem Punkt aus den ersten vier Saisonspielen ein kapitaler Fehlstart für das im Sommer radikal umgebaute Team. Dass man Geduld beim Neuaufbau haben muss, auch wenn unter den acht Neuzugängen etliche Hochkaräter sind, das war klar. Nun jedoch dämmert es Mahn, dass diese Phase länger dauern könnte, als es vielen im Umfeld lieb ist. Der neue Kapitän Alessio Ress zog jedenfalls ein ernüchterndes Fazit des verpatzten Heimauftakts: „Wir sind ein zusammengewürfeltes Team aus tollen Individualisten, aber es fehlt das Fundament. Vielleicht haben wir alle zu viel von uns erwartet.“

Am Sonnabend (14 Uhr) steht Alster der nächste Stresstest bevor, wenn es zum Lokalderby beim Uhlenhorster HC geht. Dort ist die Stimmungslage gegensätzlich. Nach einem 4:2-Arbeitssieg über Blau-Weiß Berlin schaffte die Mannschaft von Cheftrainer Kais al Saadi am Sonntag in einem mitreißenden Spitzenspiel ein 3:3 gegen den BHC und teilt sich nun mit den Hauptstädtern die Tabellenführung. Al Saadi hatte die Abgänge der Routiniers Patrick Breitenstein, Carlos Nevado und Moritz Falcke, die ihre Bundesligakarrieren beendeten, konsequent durch den Einbau junger Talente kompensiert, und dieser Weg scheint sich auszuzahlen. Max Kapaun, 19, der in beiden Spielen traf, und Niklas Bruns, 20, glänzten als Torschützen. Phil Schmid, 19, spielte gegen Blau-Weiß hervorragend, fiel durch kluge Pässe und gutes Stellungsspiel auf.

„Wir können nicht immer erzählen, dass wir ein Ausbildungsverein sind, und dann, wenn es darauf ankommt, dem Nachwuchs keine Chance geben. Deshalb haben wir keine auswärtigen Stars geholt, sondern vertrauen unseren Talenten“, sagte der Coach. Mit Regisseur Moritz Fürste, der zwei Siebenmetertore beisteuerte, hat der UHC zudem neue Pläne. Der Nationalspieler, der seinen im März erlittenen Kreuzbandriss auskuriert hat, ordnet als Nachfolger Breitensteins das Spiel als Abwehrchef von hinten heraus. Ein im Training erlittenes Schleudertrauma behinderte den 29-Jährigen zwar, dennoch deutete sich an, dass die „Uhlen“ für ihre Gegner nun noch schwerer ausrechenbar sein dürften.

Keine leichte Aufgabe also am Sonnabend für den Club an der Alster, der bis dahin wenigstens das Hockey-Einmaleins einstudieren sollte.