Jeroen Dubbeldam aus den Niederlanden siegt zum Abschluss im Einzelspringen

Caen. Daniel Deußer fluchte in der letzten Ecke des Abreiteplatzes ganz leise. „So ein Scheiß!“, sagte der 33-Jährige. Der beste deutsche Springreiter war am Ende der WM im französischen Caen auch der traurigste. Er kämpfte mit den Tränen, nachdem er wegen eines Fehlers das Finale verpasst hatte. Kurz danach packte Deußer seine Sachen und war schon lange zu Hause, als der Niederländer Jeroen Dubbbeldam am Sonntag nach dem Mannschafts- auch noch Einzel-Gold gewann.

Durch Deußers Patzer fiel die Veredelung der deutschen WM-Bilanz durch die Springreiter endgültig aus. Doch auch ohne ihr Edelmetall war die Ausbeute der Deutsche Reiterlichen Vereinigung (FN) in der Normandie dank der Dressurreiterinnen und der Vielseitigkeitsreiter ergiebiger als vor vier Jahren in den USA. Das tröstete Deußer allerdings kaum. „So wie die letzte Zeit lief, hätte ich mit einer Medaille gerechnet“, gab er zu. Doch der in Belgien lebende deutsche Meister hatte seine blendende Ausgangsposition für das WM-Finale nicht genutzt, weil er in der zweiten Runde mit Cornet D'Amour einen Abwurf kassierte. Er fiel dadurch von Rang vier auf sechs zurück.

Am Fernseher verfolgte Deußer, wie Dubbeldam sich den Titel sicherte. Der 41-Jährige aus den Niederlanden setzte sich im Finale mit Pferdewechsel in vier Ritten ohne Strafpunkt durch. Für den Olympiasieger von 2000 ist es der zweite große Einzeltitel. Der in der Nähe der deutschen Grenze in Ootmarsum lebende Dubbeldam hatte bereits am Donnerstag mit dem niederländischen Team triumphiert. Zweiter wurde der Franzose Patrice Delaveau.

„Es ist sicher keine Katastrophe, Sechster zu werden“, sagte Deußer. „Aber es ist jetzt erst mal super enttäuschend.“ Die verpasste Qualifikation für das Einzelfinale erinnerte ihn „ein bisschen an die Mannschaftswertung“. Auch dort hatten es die deutschen Springreiter selbst in der Hand und patzten. „Vielleicht hätte ich noch vorsichtiger anreiten müssen“, sagte Deußer zu seinem entscheidenden Fehler.

Ludger Beerbaum, der 30. wurde und Deußer die Daumen drückte, sagte: „Das Niveau fast beängstigend gut. Schade, dass keiner von uns im Finale ist. Es war ja keiner richtig schlecht.“ Frustration war auch beim Bundestrainer zu spüren. „Es war wieder knapp, das ist ärgerlich“, sagte Otto Becker. Trotz der verpassten Medaillen im Springreiten zog die Reiterlichen Vereinigung eine „sehr positive Gesamtbilanz“ der WM. „Wir sind in den olympischen Disziplinen die erfolgreichste Nation“, sagte Sportchef Dennis Peiler. Drei goldene, drei silberne und eine bronzene Medaillen gewann kein anderer Verband. „Außerdem haben sich alle drei Teams für Olympia 2016 Rio qualifiziert, auch unser Para-Team.“