Auch dem neuformierten Nationalteam Spaniens fehlt die Durchschlagskraft in der Offensive. Diego Costa ist ein Schatten seiner selbst. Im Tor deutet sich eine Wachablösung an.

St. Denis. Drei Debütanten, viel Ballbesitz – aber wieder keine Torgefahr: Auch die neuformierte Furia Roja blieb im ersten Spiel nach dem WM-Debakel harmlos. Das spanische Fußball-Nationalteam kassierte ohne die zurückgetretenen Altstars Xavi, Xabi Alonso und David Villa im Stade de France von St. Denis eine verdiente 0:1 (0:0)-Niederlage gegen Frankreich.

Die zarte Aufbruchsstimmung in der iberischen Heimat ist vor dem Start in der EM-Qualifikation am Montag gegen Mazedonien schon wieder dahin. „Neue Ära, altes Problem“, schrieb die Sportzeitung Marca. Und das Blatt AS stellte ernüchtert fest: „Spanien ist noch nicht zurück.“

Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps konnte diese düstere Stimmung beim Gegner nicht verstehen. Und so bat ausgerechnet der siegreiche Coach um mehr Geduld für seinen spanischen Trainerkollegen Vicente del Bosque: „Er ist ein großartiger Trainer, aber er ist kein Magier.“

Könnte Del Bosque zaubern, er würde sicherlich etwas mit Stürmer Diego Costa anstellen. Der in Ligaspielen so treffsichere Profi des FC Chelsea ist im spanischen Nationaltrikot nur ein Schatten seiner selbst, auch wenn del Bosque eine „bessere Verbindung“ seines Angreifers zum Rest der Mannschaft ausgemacht haben wollte. Den Beweis, dass er in Zukunft die Tore für den Europameister schießen kann, blieb der eingebürgerte Brasilianer aber wie schon bei der WM in seinem Heimatland schuldig.

De Gea bekommt das Vertrauen

Insgesamt sah del Bosque sein Team aber auf einem guten Weg. Auch mit den drei Debütanten Dani Carvajal, Mikel San José und Raúl García war der 63-Jährige zufrieden. Im Tor verdrängte David de Gea in seinem erst zweiten Länderspiel den Kapitän Iker Casillas auf die Bank. Ob das eine endgültige Wachablösung ist, ließ der Trainer aber offen.

Beim schön herausgespielten Gegentreffer durch den eingewechselten Loïc Rémy (73.) war der neue Mann zwischen Pfosten aber machtlos. Die Equipe Tricolore verdiente sich auch ohne den zurückgetretenen Franck Ribéry den ersten Sieg gegen Spanien seit der WM 2006 aufgrund der größeren Zielstrebigkeit.

Für Les Bleus-Coach Deschamps war das alles andere als eine Überraschung: „Jeder in unserer Startelf war auch bei der WM dabei, sie kennen sich untereinander. Bei Spanien gibt es ein paar neue Gesichter. Man kann es nicht über Nacht ändern.“

Die Franzosen sammelten durch den Prestigesieg zusätzliches Selbstvertrauen, das durch die gelungenene WM mit dem knappen Viertelfinal-Aus gegen den späteren Weltmeister Deutschland ohnehin groß war. Das Ziel EM-Finale in zwei Jahren zu Hause in Paris macht den Franzosen Beine. „Jeder zieht an einem Strang für unser großes Ziel“, sagte Verteidiger Mamadou Sakho.