Es ist verhältnismäßig einfach, Veranstalter dafür zu rügen, dass sie Betrüger einladen oder ihnen gar horrende Prämien zahlen. Schwieriger wird es, wenn es um das eigene Konsumverhalten geht. Ein Kommentar

Noch am Freitag war für Patrick Magyar, den Meetingdirektor von „Weltklasse Zürich“, die Sache klar. Es werden keine Leichtathleten eingeladen, „die den Ruf der Sportart beschädigt haben“. Anders gesagt: Dopingsünder sind im Letzigrund unerwünscht. Wenige Tage und eine Absage von Superstar Usain Bolt später scheint Magyar seine moralischen Grundsätze vergessen zu haben. Für das 100-Meter-Rennen wurden kurzfristig Tyson Gay, Asafa Powell und Mike Rodgers verpflichtet. Drei der schnellsten Männer aller Zeiten, aber eben auch drei überführte Betrüger.

Für den deutschen Topsprinter Lucas Jakubczyk hatte das zur Folge, dass er in den B-Lauf abgeschoben wurde, wie auch andere Hauptdarsteller der EM an gleicher Stelle. Sein Staffelkollege Julian Reus nahm den Vorgang zum Anlass, auf Facebook eine Klageschrift zu verfassen: „Wie die Öffentlichkeit durch solche Aktionen belogen wird, ist eine Frechheit und macht den Sport kaputt.“

Es ist verhältnismäßig einfach, Veranstalter dafür zu rügen, dass sie Betrüger einladen oder ihnen gar horrende Prämien zahlen. Schwieriger wird es, wenn es um das eigene Konsumverhalten geht. Berauschen wir uns lieber an einer Weltklasseleistung, auch wenn ihr der Ruch der Manipulation anhaftet? Oder geben wir uns damit zufrieden, dass ein Athlet sich selbst übertrifft, wenn er nur unverdächtig bleibt? Solange sich Sport und Politik nicht zu lebenslangen Sperren durchringen können, sind es auch wir Zuschauer, sei es im Stadion oder vor dem Fernseher, die darüber entscheiden, ob es für Betrüger noch einen Startplatz gibt.