Gestolpert, aber nicht gefallen: Schon die erste Hürde wurde für das deutsche Fed-Cup-Trio Petkovic, Kerber und Lisicki zum Problem. Auch andere Favoriten taten sich schwerer als erwartet.

New York. Zwei Tage lang geisterte ein Dämon durch den Flushing Meadows Park von New York. Andrea Petkovic spürte seine Anwesenheit deutlich, auch Angelique Kerber kämpfte gegen das Schreckgespenst. Der Dämon verbreitete Angst. Angst vor einer Erstrundenpleite beim letzten Grand Slam der Saison. „Wenn ich mich so umschaue, geht es allen so“, sagte Petkovic, „die ersten zwei Tage laufen hier alle rum wie Leichen“.

Petkovic bekämpfte den Schrecken, nicht glanzvoll, aber erfolgreich. Auch ihre Fed-Cup-Kolleginnen Kerber und Sabine Lisicki meisterten die Bedrohung mit zitternden Händen. Alle drei Favoritinnen hatten mehr Mühe als erwartet. „Man geht da raus, um nicht zu verlieren“, erklärte Petkovic. Dabei gehe es doch um den Erfolg – gegen einen spielerisch unterlegenen Kontrahenten.

Auch Philipp Kohlschreiber kennt das bedrückende Gefühl. „Das Turnier hat noch gar nicht richtig begonnen, aber wenn man verliert, muss man sich die US Open zwei Wochen lang am Fernseher anschauen“, sagte der Augsburger, der in seinem Match die Nerven behielt und den argentinischen Qualifikanten Facundo Bagnis mit 6:2, 7:6 (7:3), 6:3 nach Hause schickte.

Petkovic, Kerber und Lisicki waren weniger souverän und müssen sich gewaltig steigern, um die hohen Ansprüche zu erfüllen. „Die erste Runde ist immer schwierig“, sagte die Weltranglistensiebte Kerber, nachdem sie gegen die Weltranglisten-127. Xenia Perwak aus Russland vor dem Aus gestanden und erst nach 2:17 Stunden 6:2, 3:6, 7:5 gewonnen hatte. Petkovic spielte zwei Minuten länger und quälte sich gegen die Tunesierin Ons Jabeur, die Nummer 166 des Rankings, zum 7:6 (9:7), 1:6, 6:3.

Lisicki war die einzige im Bunde, die ohne Satzverlust (6:3, 7:5) die zweite Runde erreichte, allerdings ließ ihre Leistung gegen die 17 Jahre junge Kanadierin Francoise Abanda (WTA-Nr. 205) zu wünschen übrig. Zehn Doppelfehler unterliefen der 24-Jährigen, die sich plötzlich einem 3:5-Rückstand gegenübersah. „Gegen eine Qualifikantin anzutreten, die man nicht kennt, ist nie einfach“, sagte Lisicki, „dann kommt auch Nervosität dazu“.

Diese Erfahrung machte neben einigen anderen auch die Weltranglistenzweite Simona Halep aus Rumänien. Einen Satz lang strauchelte die Mitfavoritin gegen Nobody Danielle Rose Collins aus den USA und gewann schließlich 6:7 (2:7), 6:1, 6:2. „Für mich war es eine große Herausforderung, das erste Match des Turniers auf dem Center Court zu spielen“, sagte Halep: „Es war nicht leicht, mit dieser Situation umzugehen.“

„Wir alle haben diese erste Runde bei einem Grand Slam über Jahre dämonisiert“, sagte Petkovic, manchmal sei es leichter, gegen eine stärkere Gegnerin zu beginnen: „Da weiß man: Man muss gut spielen, um zu gewinnen.“

Die stärkeren Gegner folgen, so viel ist gewiss. Zwei deutsche Erstrundensieger hoffen dabei, dass der Dämon weiter durch New York geistert. Die Münchner Qualifikanten Peter Gojowczyk und Matthias Bachinger treffen auf die haushoch favorisierten Milos Raonic (Kanada) und Andy Murray (Großbritannien).