Freistilstaffel feiert Triumph bei der Schwimm-EM in Berlin. Hamburger Deibler-Brüder enttäuschen

Berlin. In Bärenkostümen – in Anlehnung an den Berliner Bären – marschierten sie auf wie einst die Erfolgsstaffeln um Olympiasieger Michael Groß. Jan-Philip Glania, Marco Koch, Steffen Deibler und Paul Biedermann wollten zum Ende der Europameisterschaften in Berlin über 4x100 Meter Lagen noch einmal für Stimmung sorgen. Als Vierter hinter den Briten, Franzosen und Ungarn verpassten sie aber knapp die Medaille. Am Sonnabend hatte die Welt jedoch anders ausgesehen: golden. Da schrien vier deutsche Staffelschwimmer vor Freude – und die Zuschauer klatschten und johlten mit.

Bei den medaillenlosen Olympischen Spielen 2012 in London und den Weltmeisterschaften 2013 in Barcelona hatten enttäuschte deutsche Athleten das Bild geprägt. Die kontinentalen Titelkämpfe in Berlin waren jetzt zwar kein Medaillenfestival, das wäre in so kurzer Zeit nicht möglich, aber sie sind ein Mutmacher, ein positives Zeichen. „Wir sind zufrieden, aber nicht insofern, als dass wir jetzt die Füße hochlegen und uns ausruhen. Im Gegenteil“, sagte Bundestrainer Henning Lambertz. Der Weg ist noch weit.

Mit zwei Gold-, drei Silber- und einer Bronzemedaille haben die Schwimmer die Zielvorgabe knapp erreicht. Es hätte bei fünf vierten und drei fünften Plätzen jedoch auch noch mehr Edelmetall sein können. Mindestens genauso wichtig: Viele deutsche Athleten schwammen Saisonbestleistungen. Das war noch das große Dilemma in London gewesen, als nur Steffen Deibler mit persönlicher Bestleistung dem olympischen Becken entstiegen war. In Barcelona hatten nur 20 Prozent der Deutschen ihre Leistung im Vergleich zu den nationalen Titelkämpfen gesteigert.

Herausragender Athlet des deutschen Teams war der Darmstädter Marco Koch – wieder einmal. Schon in Barcelona hatte er mit WM-Silber das Top-Ergebnis der Mannschaft geliefert und als einziger Deutscher eine Medaille aus dem Becken gefischt. Jetzt sorgte er mit deutschem Rekord über 200 Meter Brust für Gold und den Glanzpunkt auf den Einzelstrecken.

Das zweite EM-Gold holte sich am Sonnabendabend die Freistilstaffel über 4x200 Meter. Die Ehrenrunde von Paul Biedermann, Clemens Rapp, Yannick Lebherz und Robin Backhaus geriet danach zum emotionalen Höhepunkt dieser Europameisterschaften. „Die Atmosphäre war Wahnsinn. Ich habe gelernt, die Erfolge zu feiern, wie sie sind – und das haben wir getan“, sagte Biedermann. Sein Verzicht auf die 100-Meter-Distanz hatte sich gelohnt, sonst hätte er womöglich auf der letzten Bahn nicht noch den führenden Russen abfangen können. „Ich habe gesagt, ich will das hier voll für die Mannschaft und die Staffel machen. Es ist aufgegangen“, sagte er. „Ein unvergesslicher Moment für uns“, ergänzte Backhaus, „für mich ein Lebensereignis.“

Stark präsentierten sich auch die Rückenschwimmer Jan-Philip Glania (Bronze über 200 m) und Christian Diener (Silber über 200m) sowie Philip Heintz (Silber über 200m Lagen). Vor allem Diener erlebte seinen Erfolg wie ein Märchen. „Als ich angeschlagen hatte, sind alle Sterne vom Himmel gefallen“, sagte er. „Die Siegerehrung war richtig schön, ich war so stolz.“ Er kann das Silber aber auch richtig einschätzen, weiß, dass der Weg an die Spitze noch vor ihm liegt.

Silber oder Bronze hätten auch die Deibler-Brüder gerne gehabt, doch für die Hamburger Medaillenkandidaten geriet die EM zur Enttäuschung. Dabei hatte vor allem Steffen Deibler nach seinen vierten Plätzen bei Olympia und der WM als heißer Medaillen-, ja wenn nicht Goldanwärter gegolten. Als Fünfter über 100 Meter Schmetterling verpasste er jedoch um neun Hundertstelsekunden die Medaille – knapp wie immer. Enttäuschender als der Platz war für ihn die Zeit von 52,01 Sekunden. „Wir wissen, dass er ein hohes Niveau hat“, sagte Lambertz, „aber er muss das auch am Tag X abrufen.“ Markus Deibler schrammte über 200 Meter Lagen als Vierter noch knapper am Podest vorbei als sein Bruder.