Berlin. Bei der letzten Wende, 50 Meter vor dem Ziel des 200-Meter-Lagen-Rennens, hatte er noch geführt. Hatte zuvor eine bärenstarke Bruststrecke gezeigt, nach der er die Spitze übernommen hatte. Aber vielleicht hat sich Markus Deibler dabei auch etwas überpaced. Am Ende fehlten dem Hamburger bei den Schwimm-Europameisterschaften in Berlin nur sieben Hundertstelsekunden zur ersten Einzelmedaille bei einer wichtigen internationalen Meisterschaft im 50 Meter Becken. Undankbarer konnte der vierte Platz kaum sein.

Zumal sich der Olympia-Achte auch noch im internen deutschen Vergleich dem Heidelberger Philip Heintz geschlagen geben musste, der in 1:58,17 Minuten nur sieben Hundertstel hinter dem Sieger László Cseh aus Ungarn als Zweiter anschlug. „Es hat Spaß gemacht, gegen László so ein Rennen zu machen. Ich bin sehr zufrieden“, sagte der 23-Jährige, der sich auf der letzten Bahn an Deibler vorbei von Platz vier auf zwei gekrault hatte. Dritter wurde der Brite Roberto Pavoni.

Gemischte Gefühle erlebte zuvor Paul Biedermann im Rennen über 200 Meter Freistil. Erst mit dem letzten Armzug ist ihm das fast schon sicher geglaubte Gold doch noch aus den Händen geglitten. Der 28-Jährige verpasste auf seiner Weltrekordstrecke trotz Saisonbestzeit von 1:45,80 Minuten um zwei Hundertstelsekunden den vierten EM-Titel in Folge, weil ihn der Serbe Velimir Stjepanovic auf dem letzten Meter mit dem etwas besseren Anschlag doch noch abfing.

„Das Einzige, was mich freut, ist dass ich hier so gefeiert werde“, sagte der deutsche Vorzeigeschwimmer zunächst über die Stimmung im Velodrom, die am dritten Abend der Beckenwettbewerbe endlich EM-würdig daherkam. Lautstark feuerte die zahlreich vertretene deutsche Schwimmjugend ihren Kraul-König zusammen mit den angereisten Schwimm-Fans in der erstmals ausverkauften Radsporthalle an – und feierten ihn umso stärker bei der späteren Siegerehrung.

Biedermann konnte sich erst mit einer halben Stunde Abstand freuen. „Je länger das Rennen weg ist, desto zufriedener bin ich“, sagte der Doppel-Weltmeister von 2009, der zwei Tage zuvor mit dem Vorlauf-Aus über die doppelte Distanz einen EM-Fehlstart hingelegt hatte. Immerhin konnte er seinen großen Rivalen, Doppel-Olympiasieger Yannick Agnel, auf Platz drei verweisen. Ob er auch die 100 Meter Freistil schwimmt, ließ er offen. Priorität hat die für Biedermann nun die Staffel über 4 x 200 Meter.