Platz drei in der Nationenwertung, ein Titel und insgesamt sechs Medaillen: Nach der ertragreichen ersten Woche sind nun die Beckenschwimmer um Paul Biedermann bei der Heim-EM gefordert.

Berlin. Nach der üppigen EM-Ausbeute der Freiwasserschwimmer stehen Paul Biedermann & Co. erst recht in der Pflicht. Ein Titel und insgesamt sechs Medaillen lautete die feine Bilanz in der ersten EM-Woche, nun müssen die deutschen Beckenschwimmer in Berlin nachlegen. Im Jahr eins nach dem Rücktritt von Olympiasiegerin Britta Steffen und nach Schlappen wie bei Olympia 2012 in London oder der WM 2013 in Barcelona will das Team im Velodrom wieder die deutsche Hymne erklingen lassen. Zum Abschluss der Freiwasser-Rennen über 25 Kilometer kämpfte sich Angela Maurer am Sonntag zur zweiten Bronzemedaille des Wochenendes. Ein Jahr nach dem WM-Titel verpasste das Team um Rekordweltmeister Thomas Lurz auf Rang drei den nächsten Sieg.

Lurz musste Isabelle Härle mit einer Umarmung trösten. „Scheiße, es ging nicht schneller, wir wollten Gold“, haderte die Einzel-Europameisterin, freute sich mit etwas Abstand aber doch „wie Keks“. Auch Maurer war glücklich. „Die Medaille ist ein versöhnlicher Abschluss“, erklärte die 39-Jährige nach dem Sieg von Weltmeisterin Martina Grimaldi aus Italien.

Insgesamt stehen für die Langstreckenschwimmer deutlich mehr als die anvisierten drei bis vier Medaillen zu Buche. „Eine rundum gelungene EM für uns“, erklärte der „kistenstolze“ Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz. Lob gab es auch für den tapfer kämpfenden Andreas Waschburger auf Platz vier. Beim Sieg des Franzosen Axel Reymond fehlten ihm nach 25 Kilometern nur 1,6 Sekunden auf Bronze.

„Ein sehr gutes Fazit“ zog nach dem Auftritt der „Garanten für Leistung“ auch Leistungssportdirektor Lutz Buschkow und blickte auf den Start der prestigeträchtigsten Wettbewerbe am Montag. „Wir freuen uns, wenn die Schwimmer mit in den Reigen eingreifen.“ Weltrekordler Biedermann, der Olympia-Vierte Steffen Deibler oder der WM-Zweite Marco Koch stehen besonders im Fokus. Denn alle Medaillen im Freiwasser und der Wasserspringer, die ebenfalls am Montag beginnen, verblassen bei einer tristen Ausbeute des Beckenteams.

Mehr als 30 000 Tickets sind bereits verkauft – und zwölf Jahre nach den heimischen EM-Festspielen mit Franziska van Almsick in der Hauptrolle wollen die Zuschauer wieder deutsche Schwimm-Heroen sehen. „Ich hoffe, dass wir insgesamt als Mannschaft ein Ergebnis abliefern, mit dem wir alle rundum zufrieden sein können und sagen: Jawohl, in zwei Jahren sind Olympische Spiele“, erklärte Biedermann, der bis zu drei Einzelstarts und dazu zwei Staffeln auf seinem Plan hat. Die erste Medaillenchance für ihn und den DSV: die 400 Meter Freistil an diesem Montag. Die ersten Züge im EM-Becken fühlten sich für den Doppel-Weltmeister von 2009 „wirklich gut und schnell“ an. „Wahnsinnig Lust auf die Heim-EM“ hat Deibler.

Sechs- bis achtmal Edelmetall sind das Ziel für die 28 Beckenschwimmer, die neun Wasserspringer streben fünf bis sieben EM-Medaillen an. „Wir haben einen sehr guten Vorbereitungsstand“, berichtete Buschkow. Seine Weltmeister Patrick Hausding/Sascha Klein könnten zum siebten Mal hintereinander Europameister im Synchronspringen vom Turm werden. „Der Druck wird ein bisschen höher sein. Aber wir sind gut vorbereitet“, sagte der Berliner Lokalmatador Hausding, der seit 15 Jahren auf den Brettern der diesjährigen EM-Anlage trainiert.

Was Hausding/Klein im gemeinsamen Springen vom Turm sind, sind auch Russlands Synchronschwimmerinnen: zuletzt unschlagbar. Nach Siegen bei den Duetten und mit der Mannschaft gewann auch die dreimalige Olympiasiegerin Swetlana Romaschina im Solo. Platz eins im Medaillenspiegel nach Woche eins.