DSV-Athleten hoffen bei Schwimm-EM in Berlin auf Medaillen. Drei Hamburger gehen an den Start

Berlin. Beim EM-Heimspiel im Berliner Velodrom soll für Paul Biedermann und Co. so vieles besser werden. Nach den Enttäuschungen von Olympia in London 2012 und der WM 2013 in Barcelona will das verjüngte Schwimmteam um Weltrekordler Biedermann, Freiwasserrekordweltmeister Thomas Lurz und Sprungdauereuropameister Patrick Hausding wieder mit medaillenträchtigen Topleistungen aufwarten. „Ich glaube, dass wir das einfach nutzen und somit dem Schwimmen einen kleinen Auftrieb geben können“, sagte der ehemalige Doppelweltmeister Biedermann, der nach einem Jahr Langbahnpause wieder angreift. Das würde auch auf dem Weg zu den Sommerspielen nach Rio guttun. „Ich erhoffe mir ein Auftauchen“, sagte Verbandspräsidentin Christa Thiel vor den am Mittwoch beginnenden Titelkämpfen.

Eine Medaillenjagd wie bei den Europameisterschaften 2002 in der Hauptstadt mit drei Dutzend Plaketten ist im Jahr eins nach dem Rücktritt von Olympiasiegerin Britta Steffen illusorisch. Auch das Ziel von 14 bis 19 Medaillen für die insgesamt 58 deutschen EM-Starter ist ambitioniert. „Wir sind auch realistisch und wissen, wie wir bei der WM letztes Jahr abgeschnitten haben“, sagte Leistungssportdirektor Lutz Buschkow. Damals retteten in Barcelona die Freiwasserasse und die Springer bei nur einer Beckenmedaille die Bilanz. Auch Chefbundestrainer Henning Lambertz verspricht keine Wunder.

Ehe Beckenschwimmer und Wasserspringer von Montag an ihre EM-Meriten erwerben wollen, setzt der Deutsche Schwimm-Verband auf ein lautstarkes Startsignal durch das Freiwasserteam. Der zwölfmalige Weltmeister Thomas Lurz nimmt für die Rennen auf der Olympia-Regattastrecke von 1936 in Berlin-Grünau sogar die knifflige Doppelbelastung der fünf und zehn Kilometer binnen nicht einmal 20 Stunden in Angriff. „Wenn man so viele Medaillen wie möglich holen will, muss man auch ein wenig in den sauren Apfel beißen“, erläuterte der 34-Jährige. Drei bis vier Top-3-Ränge soll das Lurz-Team liefern, fünf bis sieben sollen von den Springern kommen, bei den Synchronschwimmerinnen sind Finalplätze anvisiert. Die Bilanz steht und fällt allerdings mit der prestigeträchtigen Ausbeute im Becken.

Neben Biedermann gilt Kurzbahn-Weltrekordler Steffen Deibler, 27, als aussichtsreicher Anwärter für die erhofften DSV-Medaillen. Der Hamburger startet in den Einzelwettbewerben über 50 und 100 Meter Delfin. „Er ist gut in Form“, sagt seine Trainerin Petra Wolfram. Steffens Bruder Markus Deibler, 24, und Jacob Heidtmann, 20, die anderen beiden Hamburger, kämpfen dagegen noch um ihre Bestform. Beide litten zuletzt unter grippalen Infekten. „Wir wollen auf jeden Fall vorne mitschwimmen“, sagt Wolfram.

Bei den Frauen sieht es nach dem Steffen-Rücktritt mit Medaillenchancen düster aus. „Ich hoffe, dass der eine oder andere Newcomer auf den Zug aufspringt, dass wir zu Hause sind“, sagte Franziska van Almsick, die 2002 mit Weltrekord und fünf Titeln groß auftrumpfte. Die Bühne im Velodrom, in dem mit hohen Kosten und viel Aufwand ein mobiles Becken errichtet wurde, ist für internationale Stars wie die schwedische Fabelweltrekordlerin Sarah Sjöström oder Frankreichs Olympiasieger Yannick Agnel bereitet. Als Zuschauerin und im Orgateam ist Steffen nach ihrem Rücktritt dabei.