Vergangene Woche monierte Werder Bremens Präsident noch die Abhängigkeit des HSV von Investor Kühne, nun die verbale Kehrtwende des Verantwortlichen. Offenbar liebäugelt Fischer ebenfalls mit einem Investor.

Bremen. „Wer vernünftig wirtschaften kann, braucht keinen Mäzen wie Kühne beim HSV", so klang Werder Bremens Präsident Klaus-Dieter Fischer noch vor knapp einer Woche. Nun offenbar die 180-Grad-Wende und ein verbales Eigentor? Ein Einstieg eines finanzstarken Investors könnte nun auch an der Weser eine Möglichkeit werden. „Je mehr es Vereine wie zum Beispiel Red Bull Leipzig gibt, die über einen Gesamtinvestor verfügen, wird ein Verein wie Werder das auf Sicht nicht anders machen können“, sagte der Werder-Vorstand in einem Interview der „Bild“-Zeitung. Noch habe der Klub allerdings den Ehrgeiz, ohne Investor auszukommen. Langfristig werde man sich aber „dem Konkurrenzdruck stellen müssen“.

Fischer monierte vergangene Woche die finanzielle Abhängigkeit des HSV von Gönner Klaus-Michael Kühne. Obwohl die Hamburger verschuldet sind, gab der neue Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer 13,2 Millionen Euro für Verstärkungen aus. Weitere Millionen sollen noch ausgegeben werden. Die Bremer, ebenfalls finanziell nicht auf Rosen gebettet, gaben bislang lediglich 100.000 Euro für vier Neuzugänge aus. Doch bei der Suche nach einem externen Geldgeber verspüren die Norddeutschen keine Eile. „Wie sagt mein Geschäftsführer-Kollege Klaus Filbry immer: 'Wir suchen pro-aktiv.' Fest steht, dass wir uns nicht treiben lassen, weil andere wie wild investieren“, sagte Fischer und nannte als Bedingungen für einen Einstieg, „dass er langfristig und strategisch mit Werder zusammenarbeiten will“.

Zudem dürfe es keine „Heuschrecke“ sein, „die nur Profit anstrebt. Ideal wäre ein Partner aus der Region. Man muss sehr sorgfältig suchen, aber genau dafür steht Werder“, sagte Fischer. Aktuell gehören die Anteile der Kommanditgesellschaft (KG) zu 100 Prozent den Bremern.

Einen kleinen Seitenhieb verteilte Fischer an den Nordrivalen Hamburger SV und dessen Geldgeber Klaus-Michael Kühne. „Jeder Klub muss selbst wissen, ob er sich mit einem Investor einlässt, der über die Medien ins operative Geschäft eingreift“, sagte der Werder-Vorstand. Kühne, der 25 Millionen in den HSV gepumpt hat, hatte Hamburgs Trainer Mirko Slomka öffentlich scharf kritisiert.

Unterdessen gibt es bislang noch keine Einigung zwischen dem HSV und seinem ehemaligen Sportchef Oliver Kreuzer. Kreuzer soll das Angebot des Fußball-Bundesligisten über eine Entschädigung in Höhe von rund 800.000 Euro abgelehnt haben, berichtete die „Bild“-Zeitung (Freitag). Dem 48-Jährigen stehen bis zum Ende seiner Vertragslaufzeit im Juli 2016 noch 1,4 Millionen Euro zu. Allerdings soll eine Vertragsklausel existieren, wonach sich sein Monatsgehalt von 60.000 Euro bei Kündigung halbieren würde. Über die Rechtmäßigkeit der Klausel gibt es Streit. Beide Seiten wollen eine außergerichtliche Einigung. Kreuzer hatte seinen Posten als Sportdirektor beim HSV am 4. Juni 2013 angetreten. Zuvor hatte er als Manager mit dem Karlsruher SC den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft. Wegen der schwachen Saison der Hamburger, die nur knapp dem ersten Abstieg in der Vereinsgeschichte entgingen, war Kreuzer in Ungnade gefallen.

(dpa/sid/lem)