Das neue Basketballteam hat das Training aufgenommen und sich mit einem deutschen Meister verstärkt

Hamburg. Mit dem Umzug seiner Familie von Frankfurt nach Hamburg hat Pascal Roller in diesen Tagen eigentlich genug zu tun. Das erste Training seiner Hamburg Towers am Montagabend aber wollte sich der geschäftsführende Gesellschafter auf keinen Fall entgehen lassen. Es ist einer jener „Dominosteine“, von denen Roller im Zusammenhang mit dem Basketballprojekt gern spricht: „Es ist schön zu sehen, wie sie jetzt nach und nach umfallen.“

Sieben Profis sowie einige Nachwuchsspieler werden später einmal erzählen können, dass sie dabei waren an diesem ersten Trainingstag der Geschichte der Towers in einer Wilhelmsburger Schulturnhalle. Zwei Spieler werden Ende der Woche noch dazustoßen: Center Michael Wenzl hat nach einer China-Reise mit der A2-Nationalmannschaft Sonderurlaub, Guard Steffen Kiese weilt noch in den USA.

Mit ihnen wäre die Mannschaft komplett, die am 27. September in Gießen ihr erstes Spiel in der Zweiten Bundesliga Pro A bestreiten soll. Der letzte freie Platz auf der Aufbauposition wurde mit Daniel Hain, 29, besetzt. Der frühere Nationalspieler, deutscher Meister 2009 mit den EWE Baskets Oldenburg, kommt vom Bundesligisten Mitteldeutscher BC und erhielt wie alle seine neuen Kollegen einen Einjahresvertrag.

„Daniel bringt jede Menge Erstliga-Erfahrung mit und kann auf mehreren Positionen verteidigen“, sagt Trainer Hamed Attarbashi. Hain soll vor allem den neun Jahre jüngeren Bazoumana Kone entlasten, von dem man sich viel verspricht, aber nicht weiß, ob ihm die Spielmacherverantwortung auf Dauer nicht über den Kopf wächst.

Attarbashi hat den Trainingsauftakt zwei Wochen früher angesetzt als die Konkurrenz, um ein bisschen Rückstand aufzuholen. Dass es den gibt, steht für Attarbashi außer Frage: „Wir starten ja bei null. Die Mannschaft ist neu, ich bin neu, die Halle ist neu. Alle Abläufe müssen sich erst noch einspielen, nicht nur auf dem Feld. Wir werden erst in zwei, drei Jahren die Früchte ernten.“ Niemand könne ernsthaft erwarten, dass die Mannschaft mal eben in die Bundesliga spaziere.

Zumal die Konkurrenz enorm investiert habe. Würzburg und Vechta wollen mit Millionenaufwand den Wiederaufstieg erzwingen. Auch Jena, Gießen, Gotha und Nürnberg hätten sich namhaft verstärkt. „Es wird die stärkste Pro A, die es je gab“, sagt Attarbashi, „wir bewegen uns da finanziell höchstens im Mittelfeld.“

Einen dritten ausländischen Profi, neben dem US-Amerikaner Will Barnes und dem Kanadier Terry Thomas, gäbe das Budget allerdings noch her. Ob tatsächlich einer verpflichtet wird, will Roller vom Eindruck der ersten Testspiele abhängig machen. Im September wird sich die Mannschaft erstmals in Hamburg präsentieren, der genaue Termin soll im Lauf der Woche noch bekannt gegeben werden.

Sicher ist, dass das Spiel nicht in der künftigen Heimat der Towers stattfinden wird. Die ehemalige Blumenhalle der Internationalen Gartenschau befindet sich noch mitten im Umbau, soll aber rechtzeitig zum ersten Heimspiel am 19. Oktober gegen die Bayer Giants Leverkusen bezugsfertig sein. Erst am Montag hat Roller den neuen Baufortschrittsplan von den Architekten bekommen: „Es wird wohl eine Punktlandung werden.“

Es wäre dann der nächste Dominostein. Ein entscheidender. Denn noch braucht man auf der Hallenbaustelle viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass hier bald schon 3000 Zuschauer Spitzenbasketball bewundern sollen. Wenn es erst einmal so weit sei, werde auch in der Vermarktung manches leichter. „Wir erfahren viel Unterstützung von unseren Partnern“, sagt Roller. Was noch fehle, seien die großen Geldgeber. Roller drückt es so aus: „Die erste und zweite Sponsoring-Ebene sind noch lange nicht ausgereizt.“ So fehlten etwa die Mittel für ein richtiges Trainingslager. Mehr als ein gemeinsames Wochenende sei wohl nicht möglich.

Schon deshalb verbiete es sich, von der Mannschaft den sofortigen Aufstieg zu fordern. „Wir sind nicht der FC Bayern II“, sagt Roller. Die Münchner hatten 2011 den Aufstieg ermöglicht, indem sie Einnahmen aus der Fußballabteilung in den Basketball umleiteten. In diesem Jahr folgte die Meisterschaft.