29 Jahre alte 100-Meter-Bestmarke verbessert. Robert Harting gewinnt achten Diskustitel in Folge

Ulm. Mit guten Perspektiven startet die deutsche Leichtathletik aus dem Meisterschaftswochenende von Ulm in Richtung EM. Der 100-Meter-Rekord von Julian Reus in 10,05 Sekunden und überzeugende Auftritte der Talente machen Mut für die Titelkämpfe in Zürich vom 12. bis 17. August. „Das Zeichen, das von Ulm ausgeht, ist: Die Athleten sind in einer hervorragenden Verfassung und fahren mit den besten Hoffnungen in die Schweiz“, sagte Verbandspräsident Clemens Prokop. Sportdirektor Thomas Kurschilgen will am Mittwoch in Frankfurt am Main ein Aufgebot von „90 plus x“ Athleten bekannt geben – so viele wie seit der Heim-EM 2002 in München nicht mehr. Als einzige Hamburger haben Weitspringer Sebastian Bayer – trotz seines enttäuschenden fünften Platzes – und Hürdenspringer Helge Schwarzer, der Dritter wurde, die Chance auf eine Nominierung.

Zum Meisterschaftsabschluss ließ sich Olympiasieger Robert Harting nicht davon irritieren, dass ein Gewitter den Diskuswettbewerb verzögerte: Der dreifache Weltmeister aus Berlin gewann mit 66,67 Metern seinen achten Titel in Folge. „Ich habe die nächsten zwei Wochen noch viel zu tun“, sagte Harting. „Ich hätte mir anderes Wetter gewünscht. Dann hätte ich andere Würfe aus dem Training zeigen können.“

Für einen unstrittigen Höhepunkt sorgte Reus: Der Wattenscheider brach mit seinen 10,05 Sekunden im 100-Meter-Halbfinale den Uraltrekord des Magdeburgers Frank Emmelmann von 1985 (10,06). „Das war ein perfekter Lauf“, sagte der Blitzstarter. Im Finale gab es ein Fotofinish: Der neue Rekordhalter kam zeitgleich mit dem Berliner Lucas Jakubczyk ins Ziel – nach 10,01 Sekunden. Der Rückenwind blies mit 2,2 Meter pro Sekunde indes zu stark für eine weitere Bestmarke. Erlaubt sind 2,0. Über den Titel entschieden dann Tausendstel zugunsten von Reus, der bei der EM das Finale anstrebt: „In Zürich zählt die Zeit von heute nichts. Da muss man auf der Bahn stehen und zünden.“ Auf einen Start über 200 Meter verzichtete der 26-Jährige am Sonntagnachmittag. „Jetzt will ich Kräfte sammeln und kein Risiko eingehen.“

Für den Generationswechsel stehen Athletinnen wie 100-Meter-Siegerin Tatjana Pinto, 22, aus Münster, Timo Benitz, 22 (LG Nordschwarzwald; 1500 m), und Shanice Craft, 21. Die Mannheimerin siegte im Diskusring mit der persönlichen Bestleistung von 65,88 Metern und holte zudem Bronze beim ausgelagerten Kugelstoßen am Freitagabend auf dem Münsterplatz.

Obwohl einige Topathleten wie Stabhochsprungweltmeister Raphael Holzdeppe (Saisonende wegen Formproblemen) und Speerwurfweltmeisterin Christina Obergföll (Babypause) fehlen, ist der Verband für die Europameisterschaft gut gerüstet. 2012 in Helsinki gab es 16 Medaillen, davon sechs goldene. Eine ähnliche Ausbeute scheint im Letzigrund möglich.