Bundestrainerin votiert für den Wimbledonsieger als neuen Tennisverbandschef

Hamburg. Die Entscheidung darüber, wer die Nachfolge von Karl-Georg Altenburg als Präsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) antritt, scheint gefallen. Der Investmentbanker dankt im Herbst freiwillig ab, am 16. November soll in Berlin sein Nachfolger gewählt werden. Der Bundesausschuss hatte sich am Donnerstag geschlossen für den rheinland-pfälzischen Landesfürsten Ulrich Klaus ausgesprochen. Aber nicht allen im Verband gefällt das.

Bundestrainerin Barbara Rittner zum Beispiel. Die 41-Jährige ist nicht von dem Votum enttäuscht, weil sie Klaus für ungeeignet hält, sondern weil ein Kandidat nicht eingebunden wird, dem sie zutraut, den Verband von Grund auf reformieren zu können: Michael Stich. „Ich kenne das Konzept von Herrn Klaus noch nicht und bin sehr gespannt auf seine Ideen. Natürlich hat er eine Chance verdient, sich zu beweisen“, sagt sie.

„Aber ich würde mir wünschen, dass der Verband alles versucht, einen Mann wie Stich einzubinden. Er ist ein großartiger Repräsentant, der neue Türen öffnen könnte“, sagt sie. Zwar fehle ihr das Hintergrundwissen über Verbandsinterna. „Aber für mich wäre Michael Stich der perfekte Präsident.“ Der Wimbledonsieger von 1991, der als Turnierdirektor die Traditionsveranstaltung am Rothenbaum seit 2009 modernisiert hat, hatte dem Bundesausschuss seine Bereitschaft signalisiert, dem Verband zu helfen.

Stich hatte seine Bereitschaft für eine Kandidatur signalisiert

Offiziell hieß es nun, der Bundesausschuss habe sich nicht gegen die Person Stich, sondern für eine interne Lösung ausgesprochen, was auch Hamburgs Verbandschef Fritz Frantzioch bekräftigt. „Ich möchte zu einzelnen Personalien nichts sagen. Wichtig war, dass wir uns einstimmig für den internen Kandidaten Ulrich Klaus ausgesprochen haben. Das ist ein wichtiges Zeichen für die Geschlossenheit“, sagt er. Hinter vorgehaltener Hand hieß es, Stich habe Bedingungen gestellt, die die DTB-Landeschefs nicht zu erfüllen bereit waren. Tatsächlich dürften viele den unbequemen Macher Stich als zu radikalen Reformer betrachten.

Barbara Rittner hätte sich allerdings genau diese Charaktereigenschaft gewünscht. „Michael ist einer, der sich traut, Veränderungen nicht nur anzuschieben, sondern sie auch umzusetzen. Das hat er als Turnierdirektor am Rothenbaum bewiesen. Der Verband braucht dringend einen Umbruch.“

Stich hat sich mit dem Votum des Bundesausschusses grundsätzlich abgefunden. „Ich habe meine Bereitschaft erklärt, aber ich akzeptiere, dass man sich anders entschieden hat“, sagt der 45-Jährige. Sollte der neue Präsident mit Ideen für eine Kooperation auf ihn zukommen, werde er sich alles anhören. „Aber ich bezweifle, dass sich die Visionen der neuen DTB-Führung mit meinen decken.“